Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Neuer Lotse zu den Klippen
Halle (Saale)/MZ. - "Klippenspringer" heißen sie: Junge Leute, die sich selber ins kalte Wasser werfen - von hohen Klippen aus, statt diese Klippen gemütlich zu umschiffen. Schauspieler wollen sie werden, und an Halles Kulturinsel kriegen sie dafür den letzten Schliff. Der ihnen den gibt, ist Jörg Lichtenstein. Seit sechs Jahren leitet der Schauspieler die Studio-Außenstelle der Leipziger Hochschule. Im Sommer nun wechselt der Lotse zu den Klippen nach Salzburg, wo er am Fuße der Alpen Professor am "Mozarteum" wird. Nebenher will er als Schauspieler regelmäßig in München am Residenztheater gastieren. Sein Nachfolger in Halle wird Jörg Steinberg - wie Matthias Brenner, der künftige Intendant der Kulturinsel, gegenüber der MZ erklärte. Vor allem mit Steinberg verbinden sich große Hoffnungen auf ebenso unterhaltsames wie publikumswirksames Theater und auf die entsprechenden Impulse für die künftigen Bühnenkünstler. Der Schauspieler und einstige Mittelstürmer hat als Autor gleich vier Fußballstücke geschrieben und auf die Bühne gebracht: So mit Blick auf Lothar Matthäus das Stück "Lothar rennt", mit Blick auf Diego Maradona "Die Hand Gottes" oder die Geschichte eines Fans unter dem Titel "Besessen".
Lichtenstein, Steinberg und Brenner wollen im Studio für einen fließenden Übergang sorgen. "Ich bin sicher, dass es hier in gleicher Qualität weiterläuft", so der künftige Intendant. Von der Qualität des jetzigen Studentenjahrgangs können sich die Hallenser noch einige Male überzeugen. So am Sonntag beim "Intendantenvorspiel" im großen Saal.
Was eigentlich nur ein Theater-Casting ist, war in Halle als Gesamtwerk so eindrucksvoll, dass es in den regulären Spielplan rückte. Wenn sie über ihre Zeit im "Studio Halle" erzählen, geraten die jungen Mimen ins Schwärmen. "Jeder hat in eineinhalb Jahren über 100 Auftritte gehabt", zieht Jeremias Koschorz Bilanz. "Wir konnten spielen, singen, moderieren", erzählt Johanna Steinhauser.
Das habe einen guten Trainingseffekt gegeben. Aber nicht nur das: Jeremias Koschorz schätzt vor allem, dass die Studenten nicht nur das Handwerkszeug für die Bühne lernten, sondern auch viel über den Theaterbetrieb: "Das gibt Sicherheit, für das was kommt."
Mit dem ersten Intendantenvorspiel begann die Bewerbungsphase für ein Engagement: "Die Chancen stehen gut, das liegt an der Qualität der jungen Leute. Der Jahrgang hat einen guten Ruf", sagt Jörg Lichtenstein. Sechs seiner neun Schüler haben bereits ein Engagement in der Tasche. So geht Georg Strohbach ans Theater Neuss, Benedikt Crisand nach Heidelberg und Jeremias Koschorz nach Magdeburg. Johanna Steinhauser ist noch am Überlegen, ob sie ein festes Engagement annimmt oder als freie Schauspielerin Gastrollen an Häusern in Berlin und Nürnberg übernimmt.
"Intendanten-Vorspiel" am Sonntag um 19.30 Uhr auf der Kulturinsel