Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Ingenieur aus Teicha ist Forscher, Erfinder und Manager
teicha/MZ. - Der Mann hat jeden einzelnen Buchstaben des Wortes Innovation verinnerlicht. Lösungen in Sachen Schweißtechnik sind für ihn eine Herausforderung, erst recht, wenn andere sagen: "Das ist unmöglich."
Götz Sobisch, Schweißingenieur, Mathematiker und Physiker, Manager, Forscher und Erfinder, wurde von der Fachwelt mit dem Zusatz "Innovativster Schweißer der Nation" geehrt. Vor 13 Jahren - mit 58 - hat der Mann aus Teicha, der zu DDR-Zeiten an der Seite von Prof. Werner Gilde im Zentralinstitut für Schweißtechnik in Halle tätig war, den Sprung ins Unternehmerische gewagt. Zusammen mit seinem Kollegen Joachim Schenke gründete Götz Sobisch die Josch StrahlSchweißtechnik GmbH.
In einem alten Dreiseitenhof in Teicha fanden die beiden Gründer genau den Platz, um den Betrieb zu schaffen. "Wir wussten, was wir wollen und wussten auch, dass wir die nötigen 2,5 Millionen nicht hatten", schaut Sobisch heute auf die Jahre zwischen 1998 und 2005, die Jahre des Aufbruchs für das junge Unternehmen, offenbar nicht unzufrieden zurück. "Bis heute wurden in der Firma acht Millionen Euro investiert. Ohne eigenes Geld. Ich hätte auch Unternehmensberater werden können", so Sobisch.
Die Gemeinde sei der Ansiedlung von Josch gegenüber aufgeschlossen gewesen, sah man hier doch beizeiten: Der alte baufällige Bauernhof wird belebt, auch andere Gewerke und Service-Anbieter können sich hier ansiedeln.
Partner fanden die Schweißtechniker auch in der Sparkasse. Sobisch sagt mit einem Lächeln, Geldgeber habe man nur schwer finden können, weil das Unternehmen auf Wettbewerb setze, womit natürlich immer ein Risiko verbunden sei. Man wäre sicher aufgeschlossener gewesen, würde das Unternehmen ausschließlich auf "ganz normale Schweißarbeiten und den Verkauf fertiger Produkte setzen". Alle Maschinensysteme, die in Teicha arbeiten, hat Sobisch selbst entwickelt und sagt: "Manches, was wir machen, ist einmalig in Europa, manches ist einmalig überhaupt." Und der Mann hat noch eine Menge Ideen. "Wir verbinden Werkstoffe und Materialien miteinander, die sich eigentlich feind sind. Das geht. Wir schweißen unter Vakuumbedingungen, können Nähte ziehen, die unter Zugspannung keinerlei Veränderungen aufweisen, zum Beispiel für Offshore-Windkraftanlagen, Maschinenbau und Solartechnik." Zehn Prozent der Kunden sind in Sachsen-Anhalt tätig, bis 40 Prozent agieren in den Altbundesländern, der Rest in den Industriestaaten Europas, China und den USA.
Eigentlich sei die Werkhalle in Teicha schon viel zu klein. Eine neue zu bauen, wäre dringend nötig, aber: "Wir sind durch die Krise in Druck geraten. Wenn die Förderung der Solartechnik eingestellt wird, bricht uns Umsatz weg. So einfach ist das", sagt Sobisch.
Der kühle Rechner will sich dadurch nicht aus der Bahn bringen lassen. Dann müsse es eben erst einmal so weitergehen, mit einer Werkhalle. Wichtiger sei die Entwicklung neuer Ideen, die gemeinsame Arbeit an ihrer Umsetzung.
Götz Sobisch, der dieses Jahr 71 wird, schaltet keinen Gang zurück und sagt: "Man muss Freude am Leben empfinden. Das tue ich, wenn ich mit meinen Enkeln unterwegs bin, jeden Tag schwimme und zehn Kilometer Rad fahre." Freude am Leben sei für ihn aber auch Zusammenarbeit mit den 30 Beschäftigten der Firma, den Lehrlingen, die hier "gründlich ausgebildet werden, um dann in Teicha eine berufliche Zukunft zu haben". Die Firma trägt für jene Mitarbeiter, die kleine Kinder haben, die Kita-Kosten. "Keiner von unseren Leuten fährt weiter als 30 Kilometer nach Hause, alle sollen ihre Freizeit haben, das ist wichtig fürs Wohlbefinden und das Klima im Unternehmen."
Sobisch hat Kunst und Kultur auf den Gewerbehof geholt. Musik und Theater sind nicht nur für die Anrainer, sondern für das ganze Dorf. Dessen Belange interessieren Sobisch - er sitzt für die Freien Wähler im Gemeinderat Petersberg.