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Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Igel ohne Stacheln zeigt typische Zeichen einer Mutation

Von heidi jürgens 22.04.2012, 18:05

Halle (Saale)/MZ. - Als "auf jeden Fall sehr außergewöhnlich" bezeichnet Rudolf Hagemann, ehemaliger Direktor des Institutes für Genetik der Martin-Luther-Universität Halle und Professor für Allgemeine Genetik, das Tier. Und - auch wenn er nur Fotos des Tieres gesehen hat - er ist sich recht sicher: Es handelt sich um eine Mutation.

Einen Befall mit Pilzen oder Milben oder aber Vitamin-H-Mangel hält er in diesem Fall für nicht ausschlaggebend. "Dem Igel fehlt ja sein gesamtes Stachelkleid, das ist typisch für Mutanten", so der Wissenschaftler. Er verweist darauf, dass es ganz ähnliche Erscheinungsbilder zum Beispiel bei Nacktmäusen gebe, deren Erbgut entsprechend verändert sei "Wenn man sich Bilder von solchen Mäusen anschaut, dann wird man sehr schnell feststellen, dass es rein optisch viele Gemeinsamkeiten mit dem Erscheinungsbild des Igels gibt", sagt er. Krankheitserreger würden oft Teile des Fells oder der Stacheln befallen, aber kaum solche Auswirkungen haben wie bei dem Langenbogener Igel: "Ich bin überzeugt, dass das eine Mutation der Grund ist."

Hagemann, der sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit eingehend mit Nacktmäusen befasst hat, meint, dass die Haltung der Unteren Naturschutzbehörde "sehr bürokratisch" ist. Wie die MZ berichtet hatte, sieht man dort keine Notwendigkeit, einzugreifen. Vielmehr gilt der Grundsatz, den Igel, weil er unter Naturschutz steht, in seinem Revier zu belassen, ihn nicht einzufangen. Denn letzteres erlaubt das Naturschutzgesetz nur dann, wenn ein solches Tier verletzt oder gefährdet ist.

Aber eben gerade eine Gefahr sieht in diesem Fall der Genetiker. "Natürlich droht einem solchen Tier, das seines Schutzes beraubt ist, mehr Gefahr als seinen Artgenossen, die Fell oder - in diesem Fall - Stacheln haben. Und deshalb würde es sich schon anbieten, es aus der Gefahrenzone herauszunehmen - so man es noch findet."

Wer dafür plädiere, solchen gehandicapten Kreaturen nicht nach Möglichkeit zu helfen, der müsse auch wissen, dass er deren Überlebenschancen beträchtlich minimiere. Dem Igel die Freiheit erhalten zu wollen bedeute auch, ihm möglicherweise dadurch sein Leben erheblich zu verkürzen.