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Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Hochwasser folgt Klage-Welle

Von MICHAEL TEMPEL 13.10.2010, 17:27

LANDSBERG/MZ. - Das Hochwasser im östlichen Saalekreis ist Geschichte, aber noch lange nicht abgehakt: Nachdem von der Flut geschädigte Kleingärtner der Gemeinde Kabelsketal mit einer Schadensersatzklage gedroht haben, kündigt auch Landwirt Alfons-Josef Wolff aus Hohenthurm (Stadt Landsberg) juristische Schritte gegen mehrere Behörden an. Wegen überfluteter Felder habe er 150 000 Euro Schaden erlitten. Weil Wolff dafür unter anderem das Fehlen von Regenrückhaltebecken verantwortlich macht, will er die Gemeinde in Haftung nehmen.

Wolff bewirtschaftet rund 700 Hektar Feld rund um Hohenthurm. "Es standen und stehen zum Teil noch 100 Hektar unter Wasser", sagte Wolff zur MZ. Die Wintergerste- und die Winterrapssaat seien zerstört. Der Winterweizen könne erst verspätet ausgebracht werden, was ebenfalls Ertragsverluste bedeute. "Das geht an die Existenz. Wenn wir den Schaden allein tragen müssen, rutschen wir in die roten Zahlen."

Wolff hat einen Gutachter beauftragt zu ergründen, was und wer Schuld an den jüngsten Überschwemmungen hatte. Neben fehlenden Regenrückhaltebecken für das große Gewerbegebiet (Postverteilzentrum) und das Neubaugebiet - auf beiden Arealen kann kein Wasser versickern - listete der Experte unter anderem eine unzureichende Entwässerung entlang der B 100 und der L 168, die den Ort durchquert, auf. Für die Trassen ist das Land zuständig. Darüber hinaus sei das Netz der Entwässerungsgräben nur unzureichend gepflegt worden - ein Wink an die Unterhaltungsverbände, die ebenso mit Schadenersatzforderungen rechnen müssen.

Wolff beschrieb seine Situation am Mittwoch auf einer Konferenz, die in seinem Gut stattfand. Zu dem Treffen hatte der Bauernbund Sachsen-Anhalt Landwirte sowie Vertreter von Gemeinden und Behörden geladen. Thema waren die bei den Überschwemmungen deutlich gewordenen Probleme bei der Entwässerung von Landwirtschaftsflächen. Die für die Gräben und Bäche im Ost-Saalekreis zuständigen Unterhaltungsverbände Fuhne-Ziethe sowie Untere Saale fehlten, obwohl sie eingeladen waren.

CDU-Mitglied Wolff würde just auch gegen jene Gemeinde juristisch vorgehen, in der er über Jahre Vize-Bürgermeister war. Seit kurzem gehört das Dorf zu Landsberg. Unter anderem deshalb bezweifelt Ortsbürgermeister Wolfgang Müller (parteilos), dass Wolff Erfolg haben wird - wenngleich er die Kritik am Fehlen der Rückhaltebecken nachvollziehen könne. "Wir wollten die Becken bauen, aber wir hatten dafür nie Geld", sagte Müller. Hohenthurm hatte sich in den 90er Jahren durch die Erschließung des Gewerbe- und des Wohngebiets total verschuldet und stand zeitweise unter Zwangsverwaltung.

Im Landesbetrieb Bau sieht man keine Defizite bei der Entwässerung der Bundes- und Landesstraßen. "Unsere Anlagen sind ausreichend groß und in Schuss", sagte Fachbereichsleiter Gerd Hornickel am Mittwoch in Hohenthurm. Die Stadt Landsberg ist Mitglied in den kritisierten Unterhaltungsverbänden. Bürgermeister Olaf Heinrich (CDU) räumte ein, dass die Reinigung von Flutgräben häufiger erfolgen könnte. "Aber das ist eine Frage des Geldes", sagte er. Die Finanzausstattung der Verbände werde von den Mitgliedsgemeinden und deren Haushaltslage bestimmt.