1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Halle/Saalekreis: Halle/Saalekreis: Australorps ist der Hahn im Korb

Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Australorps ist der Hahn im Korb

Von KORNELIA PRIVENAU 13.11.2011, 17:03

OSTRAU/MZ. - Schon vor der Vereinshalle war es nicht zu überhören: Am Wochenende wurde hier mächtig gekräht und gegackert. Die Ostrauer Kleintierzüchter hatten eingeladen zur vierten Europa-Sonderschau der Australorps und Zwergaustralorps. 60 Züchter aus Deutschland, den Niederlanden und Tschechien zeigten ihre Prachtexemplare und ließen 424 Hähne und Hennen vor den Preisrichtern posieren.

Schau-Ausrichter ist ein erfahrener Mann aus Ostrau, selbst Züchter und immer wieder mit großer Leidenschaft bei der Sache: Günther Kieslich. Der mittlerweile 72-Jährige hat die "besondere Haushuhnrasse Australorps" nicht nur ins Herz geschlossen, er beschäftigt sich auch schon mehr als sein halbes Leben lang damit. Heute habe er nur noch 60 Tiere daheim, sagt Kieslich und fügt schmunzelnd an: "Da kommen noch 20 Kaninchen dazu, aber das langt dann auch." Ehefrau und Kieslich-Junior unterstützen den Mann und das nicht nur in der heimischen Zucht, auch bei der Vorbereitung von Ausstellungen.

In einer kleinen Pause sitzt Günther Kieslich am Computer und erzählt von den Anfängen. "Das Gebäude war ein alter Schafstall. Unser Verein hat ihn gekauft und ein Domizil für die Züchter daraus gemacht." Und das kann sich sehen lassen. Große Ausstellungsfläche, gemütlicher Raum für Partys und Treffen, kleine Küche und Büro. "Klar", sagt Kieslich, "sind wir vernetzt, das geht gar nicht mehr anders. Jeder Teilnehmer ist erfasst und jedes Tier mit seinen Daten ebenfalls. Impfungen, Herkunft, ärztliche Konsultationen und natürlich die Bewertungen durch die Preisrichter." Viel Arbeit für die Organisatoren, schließlich soll alles seine Ordnung.

Wie Günther Kieslich dazu kam, internationales, europäisches Parkett zu erobern? "Das war eher Zufall. Zu Hause eine Ausstellung zu veranstalten, das haben wir ja schon oft gemacht." Erst durch einen Freund aus Idar-Oberstein haben Kieslich und der Ostrauer Kleintierzuchtverein gewagt, Europa-Sonderschauen zu veranstalten. Und nun ist es bereits die vierte.

Der Andrang der Züchter ist groß, auch der Wunsch, sich mit anderen Züchtern auszutauschen. Für Kieslich ist es wichtig zu betonen: "Wir sind offen für jeden und wünschen uns vor allem junge Leute, die sich für das schöne Hobby entscheiden." Nachwuchssorgen also sind es, die wohl viele Vereine plagen. In Ostrau hat der Verein derzeit 34 Mitglieder. Das jüngste ist zwölf, das älteste 82 Jahre alt. Kinder und Jugendliche sind willkommen.

Die Haushuhnrasse Australorps ist schon etwas Besonderes. Es gibt sie erst seit 1920 als Züchtung in Australien. In Deutschland wurde sie als Rasse erst 1956 anerkannt. Die Präsentation der großen Hähne - sie werden bis zu dreieinhalb Kilo schwer, die Hennen ein Kilo weniger - gleicht einem Schaulaufen. Da zeigt sich, wer Hahn im Korb ist. An jedem Käfig hängen Bewertungszettel. "Besonders schön der Schwanz mit ausgeprägten Haupt- und Nebensicheln." Der Laie würde einfach sagen: tolle Schwanzfedern. Das meist schwarze Gefieder glänzt und schimmert grünlich und bläulich.

Bei den Zwergen der Australorps ist auch weißes Gefieder vertreten. Die Züchter fachsimpeln, da gibt es fast keine Sprachbarrieren. Und die zahlreichen Pokale werden am Ende der Europa-Schau vergeben. Danach steht der Spaß im Vordergrund. Die Tische werden gedeckt und die Ostrauer Vereinsfrauen fahren alles auf, was die heimischen Töpfe hergeben. "Wir machen hier alles selbst", sagt Günther Kieslich.