Zweimal ausgeraubt Halle (Saale): Spielcasino-Chef kündigt Überfallopfer der "Pizza-Bande"

Halle (Saale) - Christian Weiß hat mit Halle abgeschlossen. Die Stadt hat ihm kein Glück gebracht, seitdem er Ende 2016 hierher zog. Schlimmer noch: Nach einem Jahr Halle hat der 25-Jährige Schulden, keinen Job mehr und er kämpft mit den Folgen zweier brutaler Überfälle, nach denen ihm sein damaliger Chef gekündigt hat.
Alles beginnt im März diesen Jahres. Weiß arbeitet als Aufsicht in einer Spielhalle in der Glauchaer Straße. Bisher hat er mit den Kunden fast nur gute Erfahrungen gemacht und arbeitet gerne in dem Casino. Doch an diesem März-Tag betreten um kurz vor drei Uhr nachts drei maskierte Räuber die Spielothek und starten einen Überfall. Sie sind mutmaßlich Teil der Pizza-Bande, der vorm Landgericht derzeit der Prozess gemacht wird. Weiß wird dabei als Zeuge gehört.
Mitarbeiter nach Raubüberfall auf Spielhalle in Halle (Saale) gekündigt: „Ich hatte Todesangst und habe damit gerechnet, dass die mir etwas antun“
Die Täter sind mit einem Messer und einer Pistole bewaffnet und zwingen den völlig verängstigten jungen Mann, sich mit erhobenen Händen auf den Boden zu knien. „Ich hatte Todesangst und habe damit gerechnet, dass die mir etwas antun“, erzählt der 25-Jährige. „Man weiß ja nicht, ob die Pistole echt ist und der abdrückt.“ Er habe die Täter gebeten, ihn in Ruhe zu lassen und nur das Geld zu nehmen. Die Männer verlassen das Casino, ohne Weiß zu verletzen. Als erstes ruft er seinen Chef an. „Den hat das nicht interessiert. Er sagte nur: Okay, ruf die Polizei. Wie es mir geht, wollte er nicht wissen.“ Nach Beschädigungen an den Automaten habe er sich hingegen erkundigt.
Weiß braucht drei Tage, um sich von dem Überfall zu erholen. Obwohl er ein mulmiges Gefühl hat, setzt er sich bald wieder in die Spielothek und arbeitet weiter. „Ich brauchte eben diesen Job“. Doch er wird einen Monat später erneut überfallen. Wieder schlägt die Pizza-Bande zu. Dieses Mal sind es zwei maskierte Räuber. Wieder bleibt er unverletzt, doch die Folgen für Weiß sind immens: Eine Woche lang traut er sich nicht aus dem Haus. Den Chef habe der erneute Überfall nicht interessiert. Woche um Woche holt sich Weiß, der sich nicht mehr in die Spielhalle traut, Krankschreibungen vom Arzt und schickt sie seinem Chef, sagt er.
Spielhallen-Mitarbeiter aus Halle (Saale) erlebt zwei Raubüberfalle: Mit der Psyche ist er total am Ende - der Chef kündigt ihm
Mit der Psyche ist er total am Ende. Doch der Betreiber der Spielhalle soll Weiß darauf fristlos wegen „Nichterscheinens am Arbeitsplatz“ gekündigt haben. Ohne Job beginnen weitere Probleme: Weiß häuft Schulden an, kann Telefonverträge nicht mehr bezahlen, muss sich Geld von Freunden leihen. Fast werde ihm das Arbeitslosengeld verwehrt, weil sein Chef sich weigere, eine Arbeitsbestätigung für einen Monat auszustellen.
Der Chef sieht die Sache anders. Auf MZ-Nachfrage heißt es von der „Lucky Pharao“ UG, die unter anderem die Spielhalle in Glaucha betreibt: „Herr Weiß hat nach den Überfällen selbst gekündigt.“ Der Geschäftsführer sei sogar selbst in der Spielhalle gewesen, um das Gespräch mit Christian Weiß zu suchen. „Daraufhin legte Herr Weiß seinen Betriebsschlüssel nieder und sagte, dass er kündige. Daraufhin erschien er drei Wochen nicht auf Arbeit.“ Anschließend habe man ihm gekündigt. Weiß will sich mit der Kündigung nicht abfinden. Zwar habe er in der überfallenen Spielhalle nicht mehr arbeiten wollen, wohl aber in einer anderen Spielothek der Firma. Gegen die ist er nun vor Gericht gezogen und streitet für sein Recht. (mz)
