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Halle Halle: Rocker halten Füße still

Von JAN MÖBIUS 06.05.2012, 09:31

Halle (Saale)/MZ. - Dass die Situation rund um die Eissporthalle alles andere als entspannt war, wurde schon am Samstagmorgen sehr deutlich. Muskelbepackte Sicherheitsleute waren dort am Haupt- und am Hintereingang aufgezogen. Bereits gegen 9 Uhr kamen die ersten Polizeibeamten zur Lagebesprechung hinzu. Nach dem Mordanschlag auf Ralf H., den Chef der halleschen Rockergang "Underdogs MC", am Donnerstag wurden Gewaltakte der rivalisierenden und für ihre Brutalität berüchtigten "Bandidos" befürchtet. Hinzu kam, dass sich eine Gruppe der Rockerbande "Hells Angels" aus Berlin angesagt hatte. Doch ließen letztere bei strömendem Regen die Motorräder offenbar lieber in der Garage. Nur einige wenige kamen mit Autos nach Halle. Die Rocker hielten auch angesichts zweier Polizei-Hundertschaften die Füße still.

Illegaler Waffenbesitz

Dass ausgerechnet die Eissporthalle in Neustadt Dreh- und Angelpunkt der Auseinandersetzungen hätte werden können, stand im Zusammenhang mit einer Kampfsportveranstaltung, die dort am Samstagabend über die Bühne ging. Die "La Familia Fight Night" gilt unter anderem in der Rockerszene als Kultveranstaltung. Hinzu kam, dass Ralf H., hallescher Präsident der "Underdogs MC", am Abend in der Eissporthalle in den Ring steigen sollte. Doch nach dem Mordanschlag kämpft der 26-Jährige nun auf der Intensivstation einer halleschen Klinik um sein Leben - bewacht von Polizisten.

Als Tatverdächtiger sitzt seit Donnerstag Daniel K. in Untersuchungshaft. Dort schweigt er beharrlich zu den Vorwürfen. Ein Verhalten, dass unter den Rockergangs zum Ehrenkodex gehört. Daniel K. gilt als designierter Chef der halleschen Motorradbande "Chicanos", einem Ableger der "Bandidos". Der 39-Jährige ist der Polizei bereits gut bekannt. Unter anderem liefen gegen ihn in der Vergangenheit Verfahren wegen illegalen Waffenbesitzes.

In diesem Zusammenhang spielt auch eine wilde Schießerei zwischen den "Underdogs" und den "Chicanos" im Oktober 2010 eine gewichtige Rolle. Damals lieferten sich etwa 20 Rocker ein brutales Gefecht in der Magdeburger Straße in Halle. Daniel K. wurde dabei angeschossen. Trotz seiner schweren Verletzungen schwieg auch er damals gegenüber der Polizei - ebenso wie alle anderen Beteiligten. Ein Jahr nach der Gewaltorgie musste die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen einstellen. Aus Mangel an Beweisen kam es nie zur Anklage.

Rockerclub oder Nagelstudio?

Im Fokus der Ermittler, die 2010 im Gegensatz zum aktuellen Fall nur spärlich Informationen an die Öffentlichkeit gaben, stand damals auch ein Haus an der Kreuzung Magdeburger Straße / Krausenstraße. Gerüchten zufolge sollten dort ein neuer Rockerclub und ein Bordell entstehen. Die Besitzerin des Hauses wehrte sich 2010 entschieden gegen diese Behauptungen und meinte, dass nach dem bis heute nicht abgeschlossenen Umbau ein Nagelstudio in das Gebäude einziehen sollte. Pikant: Wie erst jetzt bekannt wurde, sind vor zwei Jahren genau aus jenem Haus Schüsse auf die Magdeburger Straße abgefeuert worden. Zudem soll dessen Besitzerin sehr engen persönlichen Kontakt zu Daniel K. haben.

Das Klubhaus der „Underdogs“ in Halle Ammendorf. (FOTO: JAN MÖBIUS)
Das Klubhaus der „Underdogs“ in Halle Ammendorf. (FOTO: JAN MÖBIUS)
CARDO