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Halle Halle: Regenwasser fließt durch dicke Rohre

Von HEIDI POHLE 12.05.2010, 16:23

HALLE/MZ. - Seit geraumer Zeit hat die sonst eher unauffällige Herrenstraße einen echten Hingucker - zwischen Straßenbahn-Trasse und Stadtwerke-Gebäude liegen Rohre von einer Dimension und Länge, wie man sie nicht alle Tage zu sehen bekommt. Und etliche Meter der dicken Stahltrasse werden mit Hilfe eines Gerüsts sogar über die Tiefgaragen-Einfahrt geführt. Da nehmen sich die Männer, die die Teile zusammenschweißen, geradezu winzig aus.

Die rund 250 Meter lange Rohrschlange ist notwendig, um das marode Gewölbe der Gerbersaale überhaupt instand setzen zu können. Unter dem Hallorenring fließt nämlich das gesamte Regenwasser der Innenstadt in den Mühlgraben. "Das Gewölbe muss zuvor trocken gelegt und vom Schlamm befreit werden. Es wird deshalb am Glauchaer Platz / Ecke Hallorenring zugemauert", wie Stadtwerke-Pressesprecher Stefan Böttinger erläutert. Dort befindet sich bereits eine offene Baugrube, in der ein Stück des Gewölbes hervorlugt.

Die Gerbersaale floss einst an der Moritzkirche und dem einstigen Polizeipräsidum entlang, war ein wichtiger Transportweg, um Holz, Stroh, Kohle und vor allem Salz bis nach Hamburg zu verschiffen. Weil andere Schifffahrtswege ausgebaut wurden, brauchte man die Gerbersaale, in die Schlächter und Gerber ihre Abwässer einleiteten, nicht mehr - 1894 / 95 wurde der Saale-Arm mit einem Gewölbe überbaut, das nun verstärkt werden muss; seit 1970 fließt dort nur noch Regenwasser ab.

Die Rohrleitung verläuft oberirdisch bis auf ein kurzes Stück - nur an der Zufahrt zum Glauchaer Platz liegt sie in der Erde, weshalb dieser Knotenpunkt in der vorigen Woche ein paar Tage gesperrt war. Unmittelbar dahinter kommt sie dann in einem großen Bogen wieder ans Tageslicht. Wenn sie am 28. Mai einsatzbereit ist, wird das Regenwasser durch Rohre mit einem Durchmesser von 1,40 Metern zum Mühlgraben geleitet.

"Das funktioniert nach dem Heber-Prinzip", so Böttinger. Eine kleine Vakuum-Pumpe saugt das Wasser an, und dann läuft es praktisch von alleine an seinen Bestimmungsort. Und zwar für die nächsten anderthalb Jahre, also so lange, wie die gesamten Baumaßnahmen an der Klausbrücke und in der Mansfelder Straße dauern. Die Reparatur des Gewölbes selbst nimmt ein halbes Jahr in Anspruch.

Doch vorerst müssen die Männer vom Beton- und Rohrbau Halle und der Leipziger Firma Duwe noch etliche Schweißnähte ziehen, ehe die Regenwasser-Umleitung steht. Jedes Teil ist zehn bis elf Meter lang, wiegt zirka neun Tonnen. "Insgesamt brauchen wir vier Wochen, um die Rohrstücke zu verbinden", sagt Vorrichter Jens Döring. Bei den Rohren handele es sich um Teile, die bereits an anderen Orten Verwendung fanden. Das sei bei solchen Provisorien üblich.

Und da die Rohre in ihrer Rostfarbe nicht gerade einen schönen Anblick bieten, werden sie sich bald in leuchtendem Rot und damit in der Farbe der Stadtwerke präsentieren. Was die Hingucker-Wirkung noch verstärken dürfte.