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Halle Halle: Razzia im Laserzentrum

19.08.2010, 19:14
Gernot Duncker wurde Anfang August «vorläufig des Dienstes enthoben». Der Professor gilt als Experte für Hornhauttransplantationen (FOTO: Meinicke)
Gernot Duncker wurde Anfang August «vorläufig des Dienstes enthoben». Der Professor gilt als Experte für Hornhauttransplantationen (FOTO: Meinicke) CARDO

HALLE/MZ. - Im Fall des suspendiertenChefs der halleschen Universitätsaugenklinik,Gernot Duncker, ist jetzt die StaatsanwaltschaftHalle aktiv geworden. Fahnder durchsuchtendas von dem über Halle hinaus bekannten Medizinergegründete Augenlaserzentrum (ALZ) und Räumeseines Anwalts Andreas Silbersack, Geschäftsführerdes ALZ. "Wir ermitteln wegen des Anfangsverdachtsder Untreue", sagte Oberstaatsanwältin HeikeGeyer. Möglicherweise habe die Augenlaser-ZentrumGmbH Gelder vereinnahmt, die der Universitätzugestanden hätten. Dieser Verdacht werdenun geprüft. Die Ermittlungen seien von Amtswegen eingeleitet worden. Sie gehen nichtauf eine Anzeige der Universität oder derKlinik zurück.

Aufmerksam wurde die Staatsanwaltschaftausgerechnet durch ein Schreiben von DunckersAnwalt, einer sogenannten Schutzschrift. Diesewird etwa im Zivilrecht angewendet, wenn manverhindern möchte, dass ein Dritter vor Gerichteine einstweilige Anordnung gegen einen erwirkt,ohne mündliche Verhandlung. "Hintergrund derSchutzschrift war wohl die Vermutung, dassdie Universität Halle mit einer Strafanzeigean uns herantritt", sagte Geyer. DunckersAnwalt Silbersack bestätigte dies am Donnerstag.Man habe die Schutzschrift frühzeitig eingereicht,für den Fall, dass sich die Uni Halle mitder Staatsanwaltschaft "in der Sache ins Benehmensetzten" sollte. Duncker sagte, er begrüßedie Ermittlungen, weil diese den Vorwurf auser Welt schaffen könnten, er bereichere sichdurch die Tätigkeit im ALZ. Das UniversitätsklinikumHalle gab zu den Ermittlungen am Donnerstag keineStellungnahme ab. In Uni-Kreisen hieß es aber,man sei erstaunt gewesen, als man von denDurchsuchungen erfahren habe.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sindder bisherige Höhepunkt im Streit zwischender Universität und dem suspendierten Chefder Universitätsaugenklinik. Dieser hatteim Jahr 2005 das ALZ gegründet, das als An-Institutder Universität anerkannt wurde. Um die Arbeitdes Zentrums soll es aber schon bald Unstimmigkeitengegeben haben. In Universitätskreisen heißtes, dass am An-Institut neue Laseroperationsverfahrenan Tieraugen erforscht werden sollten. Stattdessenseien vor allem Patienten behandelt worden.Damit habe das ALZ die Kooperationsvereinbarungennicht eingehalten und sei in Konkurrenz zurUniversitätsaugenklinik getreten. WeitereZiele der Kooperation sollen darin bestandenhaben, dass Drittmittel eingeworben und Nachwuchswissenschaftlergefördert werden. In Uni-Kreisen hieß es,dass auch dies nicht in ausreichendem Maßegeschehen sei.

2009 beschloss der Senat der Universität,die Kooperation mit dem Zentrum einzustellen.Die Universität forderte Duncker auf, seineNebentätigkeit im ALZ einzustellen. Dunckerweigert sich und verweist darauf, dass dasZentrum eine Ergänzung der Augenklinik seiund nicht in Konkurrenz zu dieser trete. Essei zudem von Anfang an klar gewesen, dassam An-Institut auch klinische Studien an Patientenstattfinden sollten, so Duncker. Die Forschungam ALZ könnten nicht nur mit Tierexperimentenbetrieben werden.

Die Universität hat gegen Duncker ein Disziplinarverfahreneingeleitet, das mit seiner Entlassung endenkönnte. Er ist vorläufig suspendiert, seineBezüge werden gekürzt - dies sei nur möglich,wenn eine Dienstenthebung wahrscheinlich ist,heißt es in Universitätskreisen. Die Maßnahmenwerden derzeit vom Verwaltungsgericht Magdeburggeprüft. Ihre Aufhebung komme nur dann inBetracht, wenn ernste Zweifel an der Rechtmäßigkeitdes Disziplinarverfahrens bestehen, sagteGerichtssprecher Uwe Haak. Insgesamt kannsich der Rechtsstreit allerdings noch langehinziehen. Denn wenn Duncker des Dienstesenthoben werden sollte, kann er auch das vorGericht prüfen lassen. Dies sei ein gesondertesVerfahren, das mit der derzeitigen Prüfungnichts zu tun habe und bei dem strengere Maßstäbeangelegt werden, so Haak.

Vor dem Verwaltungsgericht Halle sind nachAngaben eines Gerichtssprechers indes dreiweitere Streitfälle zwischen Duncker und derUniversität anhängig. Unter anderem geht esum eine Entgeltforderung des Universitätsklinikumsüber 225000 Euro. Duncker habe für die Behandlungvon Privatpatienten Ressourcen des Klinikumsgenutzt. Duncker hält diese Forderung fürunberechtigt und hat dagegen geklagt.

Augen-Laserzentrum in Halle. (FOTO: Meinicke)
Augen-Laserzentrum in Halle. (FOTO: Meinicke)
CARDO