Halle Halle: Pünktlicher als die Uhr
Halle (Saale)/MZ. - Ilse Sänger schaute gutmütig und sagte: "Solange er es gern macht und es machen kann, soll er es machen." Sie meinte damit ihren Ehemann und Multi-Ehrenamtler Frank Sänger. Als Präsident des Fußballoberligisten VfL Halle 96, als langjähriger Stadtrat, Planungsausschuss-Chef und Aufsichtsratsmitglied bei den kommunalen Unternehmen Havag und HWG hat Sänger die jüngere Stadtgeschichte wesentlich mit beeinflusst. Am Freitag hat er mit etwa 80 Gästen seinen 70. Geburtstag gefeiert. Und seine Frau wird ihn wohl auch künftig des Öfteren vermissen müssen: Sänger kündigte an, in Sport und Politik weiter munter mitmischen zu wollen. "Ich mache weiter, so lange man mich noch will", sagte er.
Sänger kann davon ausgehen, dass er gewollt ist. Schließlich ging es in den letzten Jahren unter seiner Regie als Präsident beim VfL bergauf. Die Rot-Blauen messen sich inzwischen in der fünften Liga unter anderem mit Traditionsklubs wie Lok Leipzig und FSV Zwickau (früher Sachsenring). Und das Wohnungsunternehmen HWG - der größte Vermieter in der Stadt - steht nicht zuletzt durch Sängers Zutun ebenfalls wirtschaftlich gesund da.
Das hat sicher auch mit Sängers preußischen Tugenden zu tun. Der Mann ist beinahe pünktlicher als die Uhr. Was HWG-Chef Heinrich Wahlen bei der Feier im VfL-Casino zu der Bemerkung veranlasste: "Bei Herrn Sänger beginnen die Termine immer 20 Minuten vorher." Stadtratskollegen können davon ebenfalls ein Lied singen: Sänger hält als Ausschusschef den Sitzungszeitplan und die Tagesordnung konsequent ein. Wer in den Debatten aus- oder abschweift, muss damit rechnen, freundlich, aber bestimmt unterbrochen zu werden. Seine Wegbegleiter schätzen zudem den Entscheidungsdrang des studierten Finanzökonoms: "Sie sind ein Mann der fleißigen, aber nicht der faulen Kompromisse. Die Kompromisse dürfen aber nicht zu lange dauern", würdigte ihn Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados.
Bei Sekt, Orangensaft, Häppchen, deftigem Spanferkel und Bier hatten sich Spieler, Trainer und Mitglieder des VfL sowie etliche Akteure aus Politik und Wirtschaft im Vereins-Casino zum Gratulieren eingefunden. Darunter beispielsweise auch der frühere Stadtwerke-Boss und HFC-Wirtschaftsbeiratsmitglied Wilfried Klose. Auch Lions-Club-Vorstandsmitglied Detlef Bischoff und Sportdezernent Bernd Wiegand gaben sich ein Stelldichein. Die VfLer wünschen sich, dass Sänger sein glückliches Händchen als Präsident behält. So überreichten sie und Präsidiumsmitglied Volker Mothes ein lustiges Sparschwein, in das mehrere Mitglieder, Spieler, Trainer und Sponsoren eingezahlt hatten. Was dabei zusammengekommen ist? "Eine Überraschungssumme", sagte Mothes.
Sängers Ehefrau Ilse stand am Freitag im Übrigen genauso mit im Rampenlicht. Das Paar feierte nämlich gleichzeitig goldene Hochzeit. "Sie sehen, früher war es noch üblich, schon mit 20 zu heiraten", scherzte Sänger. Dass er an seinem Geburtstag geheiratet habe, sei eine "Laune" gewesen. Tief bewegt bedankte sich der Jubilar bei seiner Gattin und bei Tochter Heike Wittke für deren Verständnis in all den Jahren: "Die vielen Ehrenämter gehen zulasten der Familie." Was er von seiner Frau zum Geburtstag geschenkt bekommen hat, wollte Sänger indes nicht verraten. Seine Ilse überraschte er jedenfalls mit 50 roten Rosen.
Sänger ist gebürtiger Hallenser und im Paulusviertel aufgewachsen. Beruflich war er zu DDR-Zeiten lange Zeit Direktor der städtischen Straßenverwaltung. Nach der Wende und bis 2001 führte er als Gesellschafter gemeinsam mit einem Geschäftspartner die Firma Hastra Straßenservice, einen privatisierten Treuhandbetrieb. Seine persönlichen Wünsche zum runden Geburtstag? "Dass der VfL den Klassenerhalt schafft, dass der Verein endlich einen Kunstrasenplatz bekommt und dass ich noch lange gesund bleibe."
Fast wie beim Geburtstag müssen sich dieser Tage die Musiktalente Johanna Müller, Isabel Cao und Paulina Lakomy vorgekommen sein. Von den Rotary-Clubs in Halle und Eisleben bekamen sie Stipendien in Höhe von jeweils 465 Euro zur Teilnahme am 5. Rotarischen Sommerkurs im thüringischen Sondershausen zuerkannt. Bei dem Kurs, der Ende August stattfindet, erhalten die Talente täglich Instrumentalunterricht von versierten Dozenten der Hochschule für Musik "Franz Liszt" Weimar. Johanna Müller (Violine) und Isabel Cao (Klavier) lernen am Konservatorium. Paulina Lakomy (Querflöte) besucht die Latina.