Halle Halle: Patient Uniklinikum
Halle (Saale)/MAGDEBURG/MZ. - Das Universitätsklinikum Halle steckt seit Jahren immer wieder in großen Schwierigkeiten: 2003 gab es Ärger um Sanierungs- und Neubauten des Klinikums. Im Juli 2009 bescheinigte der Wissenschaftsrat, der die Bundes- und Landesregierungen in Fragen der Hochschulentwicklung berät, dass es "großen Verbesserungsbedarf in den Bereichen Forschung und Lehre" gebe. Und erst kürzlich bewilligte der Landtag nur unter Bedenken die Mittel für den Abschluss notwendiger Neubau- und Sanierungsarbeiten am Universitätsklinikum. Die Befürchtung der Abgeordneten: Das Vorhaben könnte - wie das vorhergehende Bauprojekt - erheblich teurer werden als geplant.
Lange Prozesse drohen
Doch nicht nur mit Experten und Abgeordneten hat das Klinikum Probleme: So gibt es nun schon zum zweiten Mal Ärger mit einem der Professoren. Keine zwei Wochen, nachdem der Ex-Direktor der Augenklinik, Gernot Duncker, nach einem Streit um sein privates Augenlaserzentrum um seine Abberufung als Professor gebeten hat, wird der nächste Fall bekannt: Der Chef des Instituts für Pathologie, Steffen Hauptmann, liegt mit der Klinikumsleitung wegen fehlenden Fachpersonals über Kreuz. Im schlimmsten Fall muss das Klinikum, wie bereits im Fall Duncker, diese Angelegenheit in langen Prozessen klären lassen.
Und nun das nächste Kapitel: Eine externe Expertenkommission empfiehlt Neubesetzungen in der Führungsebene, um die angespannte Situation zu entschärfen. Aus Sicht von Beobachtern waren letztlich die Querelen zwischen der Kaufmännischen Direktorin Astrid Baudis und dem Ärztlichen Direktor Thomas Klöss der Dreh- und Angelpunkt des Stillstandes. "Die hatten sich total verzankt, keiner konnte den Ton angeben, man hat sich nur mit sich selbst beschäftigt", heißt es.
Einen ähnlichen Eindruck hatte wohl auch die externe Expertenkommission, die von der Landesregierung 2009 eingesetzt wurde, um nach einer Lösung für die Probleme suchen zu lassen. Die fünf Wissenschaftler kommen im Entwurf ihres Gutachtens, welches der MZ vorliegt, zu folgendem Schluss: "Da der Expertenkommission nachhaltig der Eindruck vermittelt wurde, dass der Versuch einer einvernehmlichen Zusammenarbeit zwischen dem Ärztlichen Direktor und der Verwaltungsdirektorin trotz zahlreicher unterstützender Maßnahmen als gescheitert anzusehen ist, sieht die Expertenkommission als einzige Möglichkeit zur Stabilisierung... die Neubesetzung beider Positionen mit neuen Persönlichkeiten." Dabei sollte darauf geachtet werden, dass diese Personen sowohl über Management-Erfahrung und -Expertise verfügten, als auch zusammenarbeiten können.
Im Abschlussbericht der fünf Experten, der nach Gesprächen mit dem Fakultätsvorstand der Uni stattfand, sind diese drastischen Formulierungen auf Drängen der Uni jedoch weichgespült worden. Statt dessen heißt es: "Der gewählte Fakultätsvorstand sieht im jetzigen Ärztlichen Direktor die richtige Person für eine erfolgreiche weitere Zusammenarbeit." Zum Fakultätsvorstand gehört neben dem Dekan, dessen Vertreter und dem Studiendekan allerdings auch der Ärztliche Direktor selbst.
Der Einschätzung des Gremiums schloss sich die Aufsichtsratsvorsitzende Wolff offenbar nicht an. Im MZ-Gespräch verwies Wolff lediglich auf die Willensbildung im Fakultätsvorstand, verwies ansonsten aber explizit auf die im Herbst anstehende Verlängerung des Arbeitsvertrages von Klöss. Kommt es dazu nicht, läuft dessen Amtszeit Ende September 2012 aus.
Auch für die Position des Dekans der Medizinischen Fakultät empfiehlt die Expertenkommission eine Neubesetzung, die sich aber nach dem der MZ vorliegenden Papier ausdrücklich "nicht gegen den neu gewählten Dekan" richte. Die bisher nebenamtliche Position solle vielmehr hauptamtlich ausgeübt werden. Nur so könnten die notwendigen grundlegenden Umstrukturierungen geleistet werden. Der Handlungsbedarf in Forschung und Lehre sei dringend. Es sei der Universitätsmedizin in Halle noch nicht gelungen, ein klares wissenschaftliches Profil zu erarbeiten und dieses sichtbar zu machen.
Im Ranking hinten
Auch in der Lehre werden neue Konzepte angemahnt. Tatsächlich hat die medizinische Fakultät bei Vergleichen mit anderen Unis zuletzt nicht gut abgeschnitten. In der letzten Runde des vielbeachteten CHE-Rankings landete die Fakultät 2009 unter anderem beim Betreuungsverhältnis, Lehrangebot und Praxisbezug des Studiums auf den hinteren Plätzen. Die Lehr-Curricula müssten grundlegend analysiert und die Lehrqualität evaluiert werden, empfiehlt die Expertenkommission. Außerdem müssten im Angebot an die Studenten Alleinstellungsmerkmale gesucht und etabliert werden, um das Medizinstudium in Halle wieder attraktiver zu machen.