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Halle Halle: OB-Gehalt nicht für jeden das große Los

Von Michael tempel und Felix knothe 29.03.2012, 18:55

Halle (Saale)/MZ. - Doch auch den Bewerbern um den Oberbürgermeisterposten in Halle winkt - so sie gewählt werden sollten - zum Teil ein Gehaltsplus. Für den Kandidaten der Piratenpartei, Christian Kunze, würden die 8 904 Euro brutto OB-Monatsbesoldung eine Einkommenssteigerung von sage und schreibe 1 350 Prozent bedeuten!

Rathauschef ohne Dienstwagen

Kunze holt momentan sein Abitur nach und erhält 500 Euro Bafög (ist teilweise zurückzuzahlen). Hinzu kommen 160 Euro Halbwaisenrente. Doch der 27-jährige Pirat Kunze will einer möglichen Einkommensdebatte gleich den Wind aus den Segeln nehmen: "Ich würde auf 3 000 Euro des OB-Gehalts verzichten und auf ein Konto zahlen. Beispielsweise könnten Vereine Teile dieses Geldes beantragen", sagt der Fachinformatiker. Um kosten zu sparen, würde er auch auf den Dienstwagen verzichten, so Kunze.

SPD-Kandidat Kay Senius würde im krassen Gegensatz dazu als künftiger Oberbürgermeister Gehalt einbüßen, wie er gegenüber der MZ andeutet. "Ich habe mir das OB-Gehalt angeschaut und festgestellt: Eine Verbesserung ist es nicht." Als Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit will er sich aber nicht auf den Gehaltszettel schauen lassen. "Spitzenkräfte werden bei uns außerhalb der Besoldungsordnung zum Teil nach Leistung vergütet, da will ich als Chef von tausenden Mitarbeitern nicht, dass mein Gehalt in der Zeitung steht", sagt Senius. Wie alle anderen OB-Bewerber gibt auch er an, dass finanzielle Motive bei seiner Kandidatur keine Rolle spielten. "Ich möchte in der Stadt mitgestalten können", sagt Senius.

"Ich weiß gar nicht, was der Oberbürgermeister verdient. Ich habe das irgendwann in einer Tabelle gesehen, habe es aber wieder vergessen", sagt CDU-Kandidat und Stadtratsfraktionschef Bernhard Bönisch. Der 58-jährige studierte Mathematiker bezieht als Landtagsabgeordneter bislang 4 797 Euro brutto plus eine steuerfreie Aufwandspauschale (997 Euro). "Ich brauche das höhere OB-Gehalt nicht." Sein Beweggrund zu kandidieren: "Ich will Halle so führen, wie ich mir das vorstelle."

Als Landtagsabgeordneter verfügt der Kandidat der Linken, Stadtrat Swen Knöchel, über die gleiche Gehaltsklasse wie Bönisch. "Man verdient als OB sicher eine Menge. Aber wenn ich in meinem Beruf geblieben wäre, hätte ich es viel ruhiger haben können", sagt der frühere Finanzbeamte. "Politik macht mir einfach Spaß."

Weniger als Geschäftsführer

Der Oberbürgermeister muss rund 2 600 Rathausmitarbeiter führen. "Jeder Geschäftsführer einer gleich großen Firma und auch die der großen städtischen Unternehmen verdienen mehr als der Oberbürgermeister", sagt Innendezernent Bernd Wiegand (derzeitiges Einkommen 7 174 Euro brutto). Er tritt als parteiloser Bewerber zur Wahl an. Auch Wiegand treiben natürlich ideelle Motive: "Ich will, dass sich die Stadt selbstbewusst und leistungsstark zeigt."

Deutlich mehr verdienen würde als OB auch Oliver Paulsen (Grüne). Der 37-jährige Landesgeschäftsführer der Heinrich-Böll-Stiftung erhält zurzeit 3 199 Euro pro Monat. "Ich weiß tatsächlich nicht genau, was der Oberbürgermeister verdient", sagt Paulsen. "So 8 000 Euro hat mir bei unserem Wahlkampfauftakt jemand gesagt. Ich kandidiere aber, weil ich in dieser Stadt etwas gestalten will", so Paulsen, der auch Stadtverbands- und Ratsfraktionschef seiner Partei ist.