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Halle Halle: Neun Millionen Euro für neue Jugendherberge

Von Michael Falgowski 30.07.2012, 11:37
Das Gebäude der früheren Steintorschule steht seit Jahren leer. (Foto: Lutz Winkler)
Das Gebäude der früheren Steintorschule steht seit Jahren leer. (Foto: Lutz Winkler) NGEN

Halle (Saale)/MZ. - Halles Steintorschule wurde im Gründungsjahr des Deutschen Reiches gebaut: 1871. Sie war lange die Luisen-Mädchenschule, später hieß sie auch mal POS "Julius Fucik". Seit rund zehn Jahren aber verfällt das denkmalgeschützte Gebäude: Fensterscheiben sind eingeschlagen, der Beton im einstigen Schulhof hinter dem Stadtbad ist geborsten, die alte Turnhalle zugenagelt. Doch dies dürfte sich bald ändern: Noch in diesem Jahr soll der Umbau der Steintorschule zu Halles neuer Jugendherberge beginnen.

Der Plan: "Wir rechnen derzeit im Endausbau mit 240 Betten. Der Bedarf ist da", so Burkhard Fieber. Schließlich hätten in der Magdeburger Jugendherberge im vergangenen Jahr 36 000 Gäste übernachtet, in Halle nur 12 000, sagt der Vorsitzende des Jugendherbergswerks Sachsen-Anhalt. "Dabei ist das touristische Potenzial Halles mindestens genau so groß wie das von Magdeburg."

In Halles müsse ohnehin dringend etwas getan werden. Die jetzige Jugendherberge genüge modernen Anforderungen längst nicht mehr. Seit den 1950er Jahren schon befindet sich die Herberge in einer Villa in der August-Bebel-Straße, gleich neben der Universitätsbibliothek. Das Haus ließ ein jüdischer Fabrikant 1908 bauen. Das Ehepaar wurde von den Nazis ermordet - eine Tafel in der prächtigen, dunkelgetäfelten Halle erinnert an sie. 1995 kaufte das Landes-Jugendherbergswerk die Immobilie. Die Villa bietet zwar ein Ambiente, das seinesgleichen sucht. "Aber es gibt lediglich 70 Betten in zwölf Zimmern. Und nur ganz wenige Zwei- bis Vierbettzimmer, die am gefragtesten sind", sagt Burkhard Fieber. Eine kleine Familie etwa in einem Sechs-Mann-Zimmer mit anderen unterzubringen, das sei kaum zu vermitteln. Gleichzeitig würden viele Zimmer unterbelegt. Die Folge: Viele Gäste, die nach Zimmern fragen, müssen weggegeschickt werden.

Mit dem neuen Domizil in der alten Steintorschule soll sich dies aber ändern. Der Umbau des Hauses wird allerdings sehr aufwendig: Das Dach ist marode, es gibt Wasserschäden, sagt Burkhard Fieber. Der europaweit ausgeschriebene Architekten-Auftrag ist vor wenigen Tagen vergeben worden. Der Umbau umfasst auch einen späteren zweiten Baubereich, unter anderem auch einen Neubau. Der soll die ebenfalls denkmalgeschützte, dann mit Gemeinschaftsräumen versehene sanierte Turnhalle mit der Haupthaus verbinden.

Alles zusammen kostet knapp neun Millionen Euro. Und noch ist die Finanzierung nicht unter Dach und Fach. "Prinzipiell haben sich aber Ministerien und Stadt zu dem Projekt bekannt", so Sachsen-Anhalts oberster Herbergsvater. Und mehr noch: Für die Schulsanierung sind bereits 1,6 Millionen Euro Förderung bewilligt und 1,15 Millionen überwiesen. Das Jugendherbergswerk stellt im ersten Teilbereich, dem Schulhaus Eigenmittel in Höhe von 1,4 Millionen dagegen.

Noch nicht unterschrieben ist aber der Städtebauvertrag mit der Kommune. Der ist notwendig, weil die Stadt die Fördermittel beantragen muss. Fieber rechnet indes nicht mit Schwierigkeiten.

Kein Wunder - der Dachverband der Herbergswerke hat nach MZ-Informationen für die klamme Stadt deren Anteil in Höhe von 840 000 Euro übernommen. Außerdem wird ein großes städtebauliches Problem der Innenstadt, die Ruine der Steintorschule, auf überzeugende Weise gelöst. Und schließlich wird der Tourismus angekurbelt.