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Halle Halle: Luis' zweiter Geburtstag

Von SILVIA ZÖLLER 09.09.2012, 16:27

Halle (Saale)/MZ. - Wie sieht Glück aus? Für den sechsjährigen Luis Marco Friedrichs ist das Glück gut 1,75 Meter groß, braunhaarig und heißt Peter Schleicher. Der Musikstudent aus Stuttgart rettete dem an Leukämie erkrankten kleinen Hallenser durch eine Knochenmarkspende das Leben. Vier Jahre lang musste Luis in der Uniklinik Halle behandelt werden - mit Erfolgen und Rückschlägen. Zuletzt half ihm nur noch eine Knochenmark-Transplantation. Heute ist er geheilt - und hat am Wochenende zum ersten Mal den 26-jährigen Spender kennengelernt: "Der Peter ist mein Freund, er hat mir das Leben gerettet", strahlt Luis. Für seine Mutter Elke ist der 15. September 2010, der Tag der Transplantation, Luis' zweiter Geburtstag.

Und so war es auch das Wichtigste für Luis, bei seiner Einschulungsfeier endlich einmal den bislang unbekannten Spender kennenzulernen. Das ist erst nach einer Sperrfrist von zwei Jahren möglich, und so haben beide erst vor einer Woche überhaupt erfahren, wer der jeweils andere ist. "Luis hat mich letzte Woche angerufen", erzählt Peter Schleicher. Auch er wusste nur, dass einem Kind sein Knochenmark transplantiert wurde und dass die Operation erfolgreich war. "Es war ein bewegender Moment, das erste Mal mit ihm zu sprechen", sagt der 26-Jährige.

Irgendwann 2010 kam Peter Schleicher im Gespräch mit seiner Mutter und Schwester auf das Thema Knochenmark-Spende. Daraufhin ließ er sich auch typisieren. Und schon ein halbes Jahr später, im September 2010, wurde ihm in der Frankfurter Uniklinik rund ein halber Liter Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen, der Luis schließlich von seiner langen und schweren Krankheit heilen konnte. "Es gibt viel zu wenig Leute, die sich in die Datei aufnehmen lassen", beklagt Peter Schleicher und rührt immer wieder im Freundes- und Bekanntenkreis die Werbetrommel für die Typisierung, bei der lediglich eine kleine Menge Blut entnommen wird. Mehr nicht. "Viele sind überhaupt nicht darüber aufgeklärt, was genau eine solche Spende ist", erfährt der Student immer wieder - manche haben ihn sogar gefragt, ob denn eine Rückenmarkspende nicht gefährlich sei. Doch tatsächlich wird nicht Rücken- sondern Knochenmark entnommen. "Das ist total ungefährlich - aber man kann die Chance erhöhen, jemandem zu helfen."

Für den Studenten, war es ein kleiner Eingriff. Luis dagegen hat praktisch vier Jahre lang im Krankenhaus gelebt, die Familie war in ständiger Angst um das Leben des kleinen Jungen, der zahllose Therapien über sich ergehen lassen musste. 2010 war Luis auf dem Weg zur Gesundung. Doch schon im Mai 2010 kam der Rückfall - und weder in der Familie noch im Freundeskreis konnte über die Typisierung ein passender Spender ermittelt werden. Aber an diese Zeit wollten weder Luis noch seine Mutter am Samstag denken - und auch Peter Schleicher ist froh, dass Luis nun ein ganz gesunder Junge ist, der gerne mit Lego spielt und sich auf die Schule freut.