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Halle Lions Halle Lions: Ein Bär treibt die Löwinnen an

Von Christoph Karpe 04.09.2012, 21:01

Halle (Saale)/MZ. - Neun Tage ist Pepe Bär nun alt. In der Nacht zum Dienstag hat der sonst so friedliche kleine Kerl etwa zwei Stunden lang nur schwer zu ortendem Unmut lauthals Luft verschafft. Ein neues Erlebnis für die Eltern Kathleen und Patrick.

Womöglich deshalb sah Papa Bär am Dienstagmorgen etwas müde um die Augen aus und überließ die lautstarken englischen Kommandos an die Lions-Basketballerinnen seinem Assistenten Florian Zetzsche. Bär, der Chefcoach , attackierte derweil Tamara Tatham, Daphanie Kennedy, Michaela Abelova und Co., die gerade begonnen haben, ihren Muskeln den Urlaub abzugewöhnen, mit weichen Kunststoff-Stücken. Hier einen Klaps vor die Schulter, dann einen in die Lenden, danach mal nur ein wenig herumfuchteln. Bär simulierte Gegnerinnen, die leichte Würfe Richtung Korb nicht zulassen.

Die Übung gehörte zur Vorbereitung auf die Saison der Basketball-Bundesliga, die am 30. September in Marburg beginnt. Ein Bär als Antreiber der Löwinnen - das Engagement des 32-Jährigen taugt zu viel mehr, als zu einem tierischischen Wortspiel. Bär tritt das Erbe von Erfolgstrainer Martin Dornhoff an - inklusive der sensationellen Vizemeister-Vorgabe. Der Neu-Hallenser, den die Lions vom Liga-Konkurrenten Donau-Ries aus Nördlingen abgeworben haben, steht also vor der komplizierten Aufgabe, diesen Coup zu wiederholen. Zumal dem Team die Leistungsträger erhalten geblieben sind und es sorgfältig mit jungen deutschen Spielerinnen und seit Dienstag mit der US-Centerin Kayli Murphy verstärkt wurde.

Bär ahnt derartige Erwartungen. Sie beunruhigen ihn keinesfalls. "Das ist keine Hypothek für mich." Er möchte seine Arbeit nicht vorrangig an einer Top-Platzierung festmachen lassen. "Es wäre natürlich schön, wieder das Finale zu erreichen", sagt er, um niemanden zu enttäuschen. Aber er ist nicht nach Halle gewechselt, um mal schnell etwas Ruhm abzustauben. "Den Vereins-Verantwortlichen und mir geht es darum, hier in den nächsten drei Jahren perspektivisch etwas aufzubauen", sagt er. Solange läuft sein Vertrag. Deshalb wurden die U-20-Nationalspielerinnen Christina Schnorr und Julia Gaudermann ebenso lange verpflichtet. Das anspruchsvolle Ziel: "Halle soll wieder zu einer Hochburg des Frauen-Basketballs werden."

Das war die Stadt bis in die 80er Jahre. Der Verein KPV galt als das Nonplusultra in der DDR. Auch für den jugendlichen Patrick Bär, der in Lauchhammer Körbe warf. Einige seiner Mitstreiter zog es an die Saale, um hier nicht nur zu studieren, sondern auch Basketball auf hohem Niveau spielen zu können.

Bär, der schon als 17-Jähriger erste Trainer-Erfahrungen sammelte, verschlug es vor zehn Jahren zum Studium nach Chemnitz. Hier machte er nebenbei ein Praktikum beim Basketball-Landesverband, arbeitete als Nachwuchs-Coach und bekam 2006 das Angebot von Donau-Ries, dort Chefcoach zu werden. "Es war eine große Chance. Die musste ich wahrnehmen." Sechs Jahre lang coachte er das Team, fiel durch Engagement und Können auf. Der deutsche Verband berief Bär zum U-16-Bundestrainer, heute leitet er die U-18-Auswahl.

Und gerade seine Arbeit mit der Jugend machte ihn für Halle interessant. Die ehemaligen Junior-Lions um Laura Hebecker, die vor zwei Jahren die U-17-Meisterschaft gewannen, gehören schon zum Stamm des Liga-Teams. "Diese Arbeit will ich fortführen. Deshalb bin ich gewechselt. Halle hat Perspektive. In drei bis vier Jahren soll die künftige U-20-Auswahl hier konzentriert sein." Eigene Talente auszubilden, statt sich Stars einzukaufen, was die Lions sowieso finanziell nur bedingt können, so lautet das Konzept. "Und dafür hat Halle ja eigentlich alles zu bieten: eine Sportschule, eine Uni und gute Sportstätten", sagt Patrick Bär in Erwartung der geplanten Ballsporthalle. Wobei ihm die Burghalle wegen ihrer Atmosphäre durchaus gefällt.

Und doch gibt es eine Sache, die er derzeit als Makel empfindet. Es ist etwas Persönliches. "Ich habe den Ehrgeiz, hier endlich mein Studium abzuschließen", sagt Patrick Bär. Vor zehn Jahren schrieb er sich für Sportmanagement und BWL ein. Zuletzt hat er in Augsburg Deutsch und Sport auf Lehramt studiert. Nun möchte er die unendliche Geschichte zu einem Ende bringen. Auch wenn es zeitlich - nun mit Job und Kind - erst recht prekär zu werden droht. Doch Papa Bär hat ein Ziel: "Zusätzlich eine Halbtags-Stelle als Lehrer." Und dann in Halle heimisch werden.