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Halle Halle: Keine Friedhofsruhe in Neustadt

Von MICHAEL TEMPEL 04.11.2010, 18:14

Halle (Saale)/MZ. - Die heftigen Debatten um die Zukunft des Neustädter Friedhofs sind noch lange nicht abgehakt. Obwohl der Stadtrat den Beschluss zur Schließung des Friedhofs vorige Woche zurückgenommen hatte, will die Verwaltung Urnen- und Erdbestattungen auf dem Areal nur noch bis 2028 beziehungsweise 2018 zulassen. Neue Wahlgrabstätten wie für Familien sollen gar nicht mehr möglich sein. Dagegen regt sich im Halle-Neustadt-Verein sowie im Stadtrat nun Widerstand.

"Das kann doch wohl nicht wahr sein", schimpfte Udo Mittinger, der Vorsitzende des Neustadt-Vereins. "Der Schließungs-Beschluss ist aufgehoben. Deshalb darf es überhaupt keine Beschränkung für die Friedhofnutzung mehr geben", sagte er. Mittinger kündigte an, sich bei Baudezernent Thomas Pohlack zu beschweren.

Stadtrat will sich beschweren

Auch Stadtrat und Vereinsvize Andreas Schachtschneider (CDU), auf dessen Antrag hin das Aus für den Friedhof - wenn auch denkbar knapp - abgewendet worden war, kritisierte das Rathaus. Ihm zufolge gelte auf dem Neustädter Friedhof nun wieder die Friedhofsatzung in vollem Umfang. Und danach könnten Friedhofnutzer Art und Ort der Gräber frei wählen. Schachtschneider: "Ich werde mich bei der Oberbürgermeisterin beschweren, wie die Verwaltung mit Beschlüssen des Rats umgeht."

Weil die 15 städtischen Friedhöfe durchschnittlich nur zu rund 50 Prozent ausgelastet sind und um eine drohende Gebührenerhöhung zu vermeiden, hatte der Stadtrat 2008 beschlossen, die Neustädter Anlage im Jahr 2038 aufzugeben. Dies löste unter vielen Neustädtern heftige Proteste aus. Als Kompromiss zwischen Schließungsgegnern und Verwaltung war danach das eingangs erwähnte zeitlich gestaffelte Auslaufen von Urnen- und Erdbestattungen sowie das generelle Aus für Wahlgrabstätten ausgehandelt worden. Pohlacks Referentin Dörthe Riedel hatte vorige Woche zur MZ gesagt, dass unabhängig von der jüngsten Stadtratsentscheidung an dieser Verfahrensweise festgehalten werde. "Die Verwaltung ist nicht verpflichtet, alle Grabarten auf allen Friedhöfen anzubieten", sagte Riedel damals.

Neues Konzept geplant

Pohlack und Riedel waren wegen Krankheit für neuerliche Stellungnahmen nicht zu erreichen. Riedel hatte vorige Woche zudem angedeutet, dass die Friedhof-Struktur in der Stadt generell vor Änderungen stehe: Bis Mitte 2011 soll eine neue Friedhofs-Konzeption erarbeitet werden. Dort soll offenbar unter anderem geregelt werden, welche Bestattungen wo künftig möglich sein sollen. Nähere Details - etwa, ob möglicherweise andere Friedhöfe geschlossen werden könnten - sind bislang nicht bekannt.