Halle Halle: Kauf dir eine Straße!
Halle (Saale)/MZ. - Monopoly in der Saalestadt: Im Internet kann sich jeder einen ganzen Straßenzug kaufen. Nicht gerade so etwas wie die teure Schlossallee, aber immerhin einen großen Teil der Mansfelder Straße. Neben der auffälligen Nummer 1 direkt an der Klausbrücke kommen in der historischen Klausvorstadt die Häuser Nummer 3, 4, 5 und 6 zur Auktion. Der bunte Straßenzug gehört zu insgesamt 32 Gebäuden in Halle und Sachsen-Anhalt, die derzeit im Netz versteigert werden. Es handelt sich um den "Immobilien-Nachlass" des VEB Bau- und Montagekombinat Chemie Halle.
Weltweit tätiges US-Auktionshaus
Bis zum 3. Mai um genau 17 Uhr müssen die Gebote per Mausklick auch für den Straßenzug in der Mansfelder Straße beim weltweit tätigen Internet-Auktionshaus "Freedom Realty Exchange" mit Sitz in den USA abgegeben sein. Die Mindestgebote liegen im Netz relativ niedrig. Für die Mansfelder Straße 1 etwa, eines der prominentesten denkmalgeschützten Wohnhäuser der Stadt, liegt es gerade mal bei 91 000 Euro. "Das ist günstig, weil das Haus nur äußerlich saniert ist. Es ist aber das einzige in der Häuserzeile, das leer steht", sagt Dirk Brückner. Beim Auktionshaus ist der Leipziger für die Deutschland-Online-Auktionen zuständig. "Wir versuchen, mit unserer Internetversteigerung in Deutschland stärker Fuß zu fassen."
Kein Makler, keine Verkaufsverhandlungen, dafür aber ein großer, leicht zu erreichender Interessenten-Kreis - das ist die Idee der Online-Versteigerung. Michael Götz, Prokurist bei der Halleschen Mitteldeutsche Bau AG (HMB), erhofft sich aus diesem Verfahren Gewinn. Die Firma wurde 1992 von der Treuhand privatisiert. Sie entstand aus dem 1959 gegründeten VEB Bau- und Montagekombinat Chemie Halle, einem der größten Baukombinate der DDR. Die HBM begann mit 2 300 Mitarbeitern und wurde der deutsche Arm der türkischen Tekfen-Gruppe. Heute arbeiten bei HBM nur noch rund 20 Mitarbeiter.
Die Häuser in der Mansfelder Straße wurden bereits in den 80er Jahren vom halleschen Baukombinat gekauft und in den 90ern saniert. Doch das Geschäft habe sich im Laufe der Zeit völlig verändert, so Götz. "Wir heißen zwar noch so, aber wir bauen nichts mehr. Wir sind reine logistische Dienstleister für unseren Konzern. Vor allem für Osteuropa." Der türkische Mutterkonzern habe nun entschieden, sämtliche Gebäude und Grundstücke abzustoßen. Zwölf davon liegen in Halle. Zu den im Netz angeboten Objekten gehört auch das seit Jahren leer stehende frühere Verwaltungsgebäude des Kombinats in der Magdeburger Straße 27 (Mindestgebot: 1,83 Millionen Euro) oder das "Hotel am Steintor" in der Kruckenbergstraße (790 000), das HBM bisher sogar selbst betreibt. Die Immobilien im Internet zu versteigern, so Michael Götz, sei ein erster Versuch.
Kaution mit Kreditkarte online
Einfach nur zum Spaß mal eben online mitbieten, das geht übrigens nicht: Wer etwa den am Mühlgraben gelegenen Straßenzug Mansfelder Straße im Internet kaufen möchte, der muss gleichzeitig mit seinem Gebot pro Haus 1 000 Euro Kaution hinterlegen, die per Kreditkarte abgebucht werden. Anders als bei anderen Internet-Auktionshäusern wie eBay handelt es sich in diesem Fall übrigens um eine geschlossene Versteigerung. Das heißt: Man sieht nicht, wo das höchste Gebot liegt.