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Halle Halle: Ins Diesterweghaus ziehen Studenten

Von HEIDI POHLE 22.12.2009, 17:17

Halle/MZ. - Nun ist das unter Denkmalschutz stehende fünfgeschossige Gebäude mit der Fassade im Spät-Jugendstil und den riesigen Giebeln seit einigen Wochen eingerüstet. Im August nächsten Jahres soll das 1912 von den Architekten Hugo Kießling und Paul Schmidt erbaute Wohn- und Geschäftshaus, auch Diesterweg-Haus genannt, von Grund auf saniert sein.

Bis dahin ist noch viel zu tun. Denn geplant ist, aus den einst repräsentativen Wohnungen 61 Studenten-Appartements mit ein bis zwei Räumen samt Duschen und Küchenzeilen zu schaffen, wie Harald Jahnel, Geschäftsführer der halleschen Baufirma "J & J", erklärte. Dazu müssen Innenwände herausgerissen und neu gesetzt werden; die Arbeiten haben begonnen.

Das Dach wird ebenso saniert wie sämtliche Versorgungsleitungen. "Wenn es möglich ist, arbeiten wir die alten Türen auf", erklärt der Geschäftsführer. Und alle Fenster werden aus Holz originalgetreu nachgebaut. Zur Dämmung des Lärms am Verkehrsknotenpunkt Steintor erhalten sie eine entsprechende Isolierung.

Die in den beiden Treppenhäusern teilweise noch vorhandenen wertvollen bunten Bleiglasfenster werden ebenfalls restauriert. Noch am besten erhalten seien die Stahlbeton-Decken, sagt Jahnel. Damals sei diese Bauweise ganz modern gewesen. Sorge, dass er für die Appartements, die auf der Hofseite zum Teil Balkons haben, keine Mieter findet, hat er nicht: "Es gibt in Halle noch genügend Bedarf an Wohnraum für Studenten." Zumal ringsum Lehr- und Forschungseinrichtungen der Uni Halle liegen und die Innenstadt zu Fuß und mit der Bahn schnell zu erreichen ist.

Jahnel saniert das Diesterweghaus im Auftrag des privaten Investors Matthias Bayer, der es vor fast genau einem Jahr für rund 175 000 Euro bei einer Immobilienauktion ersteigerte. Der Apotheker aus Hamburg hat in den vergangenen Jahren bereits rund 20 Häuser in Halle instand setzen lassen. Vor dem Eigentümerwechsel gehörte das Gebäude der Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG). Mieter in dem Eckhaus war damals unter anderem der Szene-Verein "Hühner-Manhatten".

Im Erdgeschoss, so Jahnel, soll neben Läden wieder wie früher eine Gaststätte entstehen, und zwar eine, in der Live-Musik gespielt wird. Im Jahr 1953 eröffnete der damalige Betreiber des Trothaer Kaffeegartens dort ein Lokal, das "Diesterweghaus". Der Name geht übrigens auf den Pädagogen Friedrich Adolf Wilhelm Diesterweg (1790 - 1866) zurück. Er setzte sich für eine konfessionslose weltliche Schule ein.

1945 wurde das Gebäude zum Sitz des Landesvorstandes der Gewerkschaft der Lehrer und Erzieher gemacht. Und ab 1954 nutzte man die oberen Räume als "Haus der Lehrer". Auch die Gebäudewirtschaft hatte zu DDR-Zeiten dort ihren Sitz, wie Jahnel erklärt. Zu den letzten Mietern, die erst vor kurzem ausgezogen sind, gehörten unter anderem eine Zahnarztpraxis und ein Beerdigungsinstitut.