Halle Halle: Freie Schulen bauen aus

HALLE/MZ - Der Name ist etwas irreführend, am Saaleufer liegt die „Saaleschule“ nicht gerade, sondern im hintersten Winkel Trothas. Ansonsten aber geht die freie Schule sehr gradlinig ihren Weg. Nun wagt sich der kleine Elternverein als Träger sogar an einen Erweiterungsbau. Immerhin rund drei Millionen Euro soll des neue Haus kosten. Ein Festpreis ist vereinbart. Am Mittwoch wird bei der Stadt der Bauantrag eingereicht, schon im Herbst nächsten Jahres soll das neue Schulhaus stehen.
„Mit diesem neuen Gebäude werden wir für unsere Klassenstufen fünf bis acht optimale Lernbedingungen schaffen, die es uns ermöglichen werden, unser schulisches Konzept auch künftig mit stets anwachsenden Schülerzahlen umsetzen zu können“, sagt Anja Kühlborn, Vorstandsvorsitzende des Trägervereins.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die ständig wachsende Zahl der Schüler sämtliche Räume in der zunächst nur zur Hälfte genutzten Altneubauschule besetzt, die mal die Grund- und Sekundarschule Trotha beherbergte. „Nun brauchen wir einfach noch mehr Platz, um das Konzept des gemeinsamen sozialen Lernens und der Integration in der Ganztagsschule umsetzen zu können“, sagt Dietrich Strech. Der pensionierte langjährige Schulleiter des Thomas-Müntzer-Gymnasiums ist „koordinierender Berater“ der Saaleschule. Er hat die freie Schule mitbegründet, die 2008 mit 18 Schülern angefangen hat. Eltern vor allem von Kindern der Montessori- und der Riesenklein-Grundschule hatten nach der 4. Klasse ihrer Kinder praktisch ihre eigene weiterführende Schule gegründet. Dieser erste Jahrgang hat inzwischen die 10. Klasse erreicht. Insgesamt lernen heute 276 Schüler an der Privat-Schule. Daran hat auch das Schulgeld nichts geändert, das - wie an allen freien Schulen - erhoben wird. Maximal 200 Euro sind es etwa für die Ganztagsbildung der Saaleschule. Dort werden aber auch Freiplätze vergeben.
Seit 20 Jahren machen immer mehr freie Schulen, also Einrichtungen in nicht städtischer Hand oder in Trägerschaft des Landes, den staatlichen Schulen auch in Halle Konkurrenz. Den Anfang machte die evangelische Montessori-Grundschule 1992, die von einem Elternverein in Halle gegründet wurde. Es folgten die Waldorf-Schule und 1997 die Erste Kreativitätsschule in Neustadt. 2003 öffnete die Grundschule „Riesenklein“ und 2008 schließlich als weiterführende Schule die Saaleschule. Als Gemeinschaftsschule ermöglicht auch „Riesenklein“ ab diesem Schuljahr das Abitur als Abschluss. In Trägerschaft der katholischen Edith-Stein-Schulstiftung befinden sich die St. Franziskus-Grundschule und die St. Mauritius-Sekundarschule, beide ebenfalls mit einer reformpädagogischen Orientierung.
Und während die Stadt dem Sanierungsstau an ihren Schulen hinterher baut, investieren freie Schulen sogar in Neubauten. Die Kreativitätsschule etwa hat bereits 2010 angebaut. Und die katholische Edith-Stein-Stiftung eröffnet im Februar nächsten Jahres ihren 8,5 Millionen Euro teuren Neubau der St. Franziskus-Grundschule. Es ist der erste Schulneubau seit 1997 in der Stadt. Damals hatte ebenfalls die Stiftung das Elisabeth-Gymnasium eröffnet.