Halle Halle: Erinnerung an Opfer vom 17. Juni 1953
Halle/MZ - Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) und Saalekreis-Landrat Frank Bannert (CDU) haben am Montag in Halle der Opfer des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 in der DDR gedacht. In der Gedenkstätte Roter Ochse legten sie zum Gedenken Kränze nieder.
Wiegand sagte in einer kurzen Ansprache: „In Halle waren 60.000 Menschen auf der Straße. Gegen Abend fuhren Panzer auf, ein Verbot folgte - Dinge, die heute für uns kaum noch vorstellbar sind, die in der Diktatur aber selbstverständlich waren.“ Heute würden dagegen die demokratischen Freiheiten wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit vom Grundgesetz garantiert. „Dieses wollen wir in Ehren bewahren“, so Wiegand.
Bannert hob in seinem Grußwort auf die verbreitete Unkenntnis über die Ereignisse des Aufstands und seiner blutigen Niederschlagung durch sowjetische Truppen und die Volkspolizei ab. Umfragen hätten gezeigt, dass neun von zehn Befragten nichts darüber wüssten. „Das ist schlimm“, so Bannert, „denn Demokratie ist nur so stark wie die Demokraten selbst. Wir müssen an die Ereignisse erinnern und an die Leute, die damals für die Freiheit das wichtigste geopfert haben.“ Die Ereignisse vor 60 Jahren hätten letztendlich zur Wende 1989 und zur deutschen Wiedervereinigung beigetragen.
Halle und das damalige Zuchthaus Roter Ochse waren 1953 ein Brennpunkt des Volksaufstands in der DDR. Vor der Haftanstalt am Kirchtor, die auch als Untersuchungsgefängnis der Stasi diente, spielten sich dramatische Szenen ab. Die Protestierer versuchten das Gefängnis zu stürmen, ehe am Nachmittag auch hier Panzer auffuhren und die Menge vertrieben. Drei Tote waren allein hier zu beklagen. Nach der Gedenkstunde im Roten Ochsen fuhren Wiegand und Bannert nach Merseburg, um dort an einer weiteren Gedenkveranstaltung mit dem früheren Ministerpräsidenten Wolfgang Böhmer (CDU) teilzunehmen.
Schüler des Thomas-Müntzer-Gymnasiums hatten bereits am Vormittag in einer besondere Gedenkaktion an den Studenten Gerhard Schmitt erinnert, der damals vor dem Roten Ochsen erschossen worden war. In einem Schweigemarsch zogen sie von dem Gefängnis bis zum Friedhof in Kröllwitz, wo Schmitt beerdigt ist.