Halle-Dölau Halle-Dölau: Die Mythen des alten Walddorfs

Halle (Saale) - Damals, als Dölau noch ein Dorf war, da führte nur ein Trampelpfad von Halle in den heutigen Stadtteil. Die grüne Heide gab es natürlich schon. Heute ist das anders: Befestigte Straßen und unzählige Wege und kleine Pfade führen in den Stadtteil. Gerade die Heide zieht nicht nur die Bewohner von Dölau an, für viele Hallenser ist es ein Ausflugsziel. „Ich gehe regelmäßig mit meiner Frau hier spazieren“, sagt Gerhard Schulz. Zwar stammt er nicht aus Dölau, aber dennoch kommt er oft hier her. Und so sieht man zu jeder Uhrzeit Spaziergänger, Jogger und Radfahrer, wie sie durch das Waldgebiet ihre Kreise ziehen.
Aber die Idylle hat auch ihre Schattenseiten: Im Juli 2015 brach über Halle ein verheerender Sturm herein. Die Nacht vom 7. auf den 8. Juli ist vielen im Gedächtnis geblieben. Besonders in den halleschen Stadtteilen Lettin, Dölau und Kröllwitz sorgte eine Windhose für immense Schäden. Bis heute kämpfen die Bewohner mit den Sturmfolgen. Ein verheerendes Bild: Teilweise waren Bäume entwurzelt und auf Häuser gestürzt. Allein die Waldstraße nach Dölau war kurz nach dem Sturm unpassierbar. Die Windhose schlug eine Schneise quer durch die Dölauer Heide. Die Aufräumarbeiten sind schon lange beendet. Die Einwohner haben die Schäden repariert. Nur von oben kann man noch die Schneise erahnen, die die Windhose durch das Waldgebiet geschlagen hat.
In ihrer langen Geschichte hatten die Dölauer aber schon immer viel zu ertragen: Die Schweden im Dreißigjährigen Krieg (die Schwedenschanze in der Heide erinnert daran), Hungersnöte, die Pest und stets viel Grundwasser. Auch Wölfe aus der nahen Heide waren zeitweilig ein Problem: So traute sich der Dölauer Küster nicht alleine durch die Heide. Zum Lohn gab es für die Eskorte den „Wolfszins“ oder „Wolfsbrote“. Aber auch die Häuser selbst zeigen die Geschichte des einstigen Dorfes: Neben Bauten aus den 30er Jahren sowie alten, teilweise fast verfallenen Gehöften finden sich inzwischen auch viele Einfamilienhäuser. Die wohl bekanntesten: die Siedlung vor dem Krankenhaus, das auch seinen Teil zur Bekanntheit von Dölau beiträgt. Und dennoch - das „richtige“ Dölau zu finden, ist schwierig: Der kaum noch sichtbare Dorfkern liegt zwischen Salzmünder und Stadtforststraße. Dort, in der Straße Am Hügel, stehen die ältesten Häuser Dölaus, die nach Bränden im Dreißigjährigen Krieg 1636 südöstlich und weitab von der Evangelischen Kirche Sankt Nikolai et Antonii neu entstanden. Zudem teilte der Dölauer Volksmund früher den Ort in Hut- und Kopftuchviertel. Mit dem ersteren bezeichnete man Neu-Dölau, um 1900 südlich des alten, ärmeren entstanden, welches eben das Kopftuchviertel war.
Aber auch wahre Sagen und Mythen ranken sich um den kleinen Ort: Die wohl bekannteste ist die von der Steinernen Jungfrau. Im Norden, am Ende der Zechenhausstraße, steht sie. Oder besser der riesige Monolith, der wohl schon vor 4 000 Jahren als Kultstätte diente und an dem später Gericht gehalten wurde. Viele Sagen ranken sich um diesen Ort. Eine davon geht so: Eine Frau soll während eines Gewitters, um ihre Schuhe und ihr Kleid nicht zu beschmutzen, Brote in eine Pfütze geworfen haben, um diese als Steg zu nutzen. So viel Frevel wurde bestraft: die Frau wurde zu Stein.