Halle Halle: Die wahre Geschichte des Robinson Crusoe
Halle (Saale)/MZ. - Wie war das eigentlich mit Robinson Crusoe? Rund 28 Jahre hat er auf einer einsamen Insel gelebt. Doch das, was Daniel Defoe in seinem Buch darüber einst schrieb, ist das eine. Das, was uns der Schauspieler Tom Wolter darüber erzählen kann, das andere. "Ich werde die wahre Geschichte ans Licht bringen", meint er. Ab Donnerstag steht er als Robinson beim Cultour-Sommer auf der Bühne im Hof des Neuen Theaters.
Mit diesem Ort hat es für ihn eine besondere Bewandtnis: "Ich kehre nach gut zwanzig Jahren genau an den Ort zurück, der meine erste Station als Schauspieler in Halle war", sagt Wolter. Das habe einen besonderen Reiz für ihn.
Eigentlich wollte er in diesem Jahr gar kein Sommertheaterstück herausbringen. Doch als sein Molière-Stück "Die erzwungene Heirat" im Lichthof des Lux-Kinos ein großer Erfolg wurde und Ulf Herden vom Cultour-Büro ihn ansprach, ob er nicht ein Stück extra für den Hof des Neuen Theaters machen wolle, brauchte er nicht lange zu überlegen und sagte spontan zu.
"Zuerst hatte ich aber gar keinen Einfall, was ein mögliches Stück betrifft", blickt Wolter zurück. Auf einen Zettel schrieb er sich nur das Stichwort "Insel". Und schon war die Idee geboren: ein Inselstück auf der Kulturinsel.
Die Wahl fiel dann auf den "Robinson" und das nicht ohne Grund: "Das Buch von Defoe ist eigentlich ein klassisches Solo", findet Wolter. So bietet der Schauspieler also ein Ein-Mann-Stück frei nach der Geschichte von Daniel Defoe. Anders als in der berühmten literarischen Vorlage denkt Wolter über viele Sachen nach, die dort ausgespart werden. "Es gibt ein wahres Tagebuch und eins, das Defoe verwendet hat", das sei sein Ansatz. "Bei Defoe spielt beispielsweise Sexualität oder die Sehnsucht Robinsons nach dem weiblichen Geschlecht überhaupt keine Rolle", erzählt Wolter. Auch das Thema Heimat und die Frage nach der Überlegenheit der Zivilisation fänden in seiner Hoftheater-Version einen Platz. Die ganze Geschichte betrachtet er mit einer gewissen Verfremdung und in komödiantischer Überhöhung. Selbst das Thema Einsamkeit bekommt einen clownesken Anstrich.
Tom Wolter, der selbst die Regie führt, bekommt die Bühnenausstattung in bewährter Weise von Tobias Krause. Als Bühnentechniker arbeitet Fred von Oettingen mit ihm zusammen. Und obwohl es ein Solo ist, wird Wolter nicht allein auf der Bühne stehen. "Es machen auch zehn Sänger aus mehreren halleschen Chören wie dem Jugendchor und dem Lehrerchor der Stadt Halle mit", sagt er. Sie steuern mehrere Lieder bei, unterstützen und unterbrechen den Robinson als Kannibalen ebenso wie als Gestalten aus seinen Träumen.
Wolters "Robinson" hat am 14. Juli um 20 Uhr in Hof des Neuen Theaters Premiere. Insgesamt gibt es zehn Vorstellungen.