Halle Halle: Der Quentin Tarantino unter den Klassikern
Halle (Saale)/MZ. - Eigentlich wollte sie das Stück ja selber schreiben. Schillers gesammelte Werke, verknüpft zu einem großen, neuen Drama: So sah das Projekt aus, das der halleschen Theaterregisseurin Anna Siegmund-Schultze vorschwebte. Doch dann kam 2009 das Schiller-Jahr, und mit ihm kamen der Kabarettist Michael Ehnert und sein Stück "Schillers sämtliche Werke - leicht gekürzt". Auch gut, sagte sich Anna Siegmund-Schultze und setzt das turbulente Werk nun im Auftrag der Kulturreederei in Szene. Morgen ist Premiere.
Im Mittelpunkt: vier Männer. Ihr Plan: Schillers gesammelte Werke aufzuführen, sämtliche genialen Dramen des "Quentin Tarantino unter den Klassikern" an einem Abend. Gespielt werden die "Wortfreunde Schiller" in Halle von den bereits wohlbekannten Kulturreedern und "240 warm"-Helden Jan Felix Frenkel, Martin Kreusch und Alexander Terhorst sowie vom Neuzugang Piet Moedebeck.
"Schillers sämtliche Werke, leicht gekürzt" - die Idee wurde schon für Shakespeare und die Bibel umgesetzt. Auch in der Schiller-Version ist ein temporeiches Theatervergnügen herausgekommen, das gerne mal die Grenze zur Comedy überschreitet.
Die "Wortfreunde Schiller" meinen es natürlich nur gut mit dem Dramatiker, doch auf dem Weg zur gemeinsamen Inszenierung müssen Pleiten, Pech und Pannen durchleben, sie streiten und versöhnen sich. Chronologisch kämpft sich das Quartett durch Schillers große Dramen - deren Schlüsselzitate immer auf den Lippen, wenngleich bisweilen auch erst erklärt werden muss, dass es sich bei Karl Mohr nicht um den Moderator des Musikantenstadls handelt. Dazwischen bleibt freilich viel Raum für Diskussionen: über Schillers Motivationen, sein Weltbild und seinen größten Kontrahenten und Freund.
Natürlich ersetze der Besuch der Inszenierung nicht die Schiller-Lektüre, sagt Anna Siegmund-Schultze. Klüger ist man hinterher trotzdem. Vor allem über Schillers Leben erfährt der Zuschauer so manche Anekdote. "Das ist Bildung, aber ohne dass man's merkt", meint denn auch Alexander Terhorst.
Die Kulturreederei verlässt für die Inszenierung übrigens wieder mal ihren Hauptspielort und zieht vom Circus-Varieté ins Studio Halle (das ehemalige Fernsehstudio) an den Waisenhausring.
Und was wird aus Anna Siegmund-Schultzes eigenem Schiller-Projekt. Vielleicht zum nächsten Jubiläumsjahr, sagt sie. Das wäre 2059. "Dann aber mit Johannes Heesters", ergänzt Martin Kreusch.
Premiere morgen, Freitag, um 20 Uhr im Studio Halle am Waisenhausring. Weitere Vorstellungen am 11., 17. und 18. Dezember um 20 Uhr sowie am 12., 19. und 26. Dezember um 16 Uhr. Karten zum Preis von 14 Euro (ermäßigt neun Euro) gibt es unter anderem bei Tim-Ticket.