Halle Halle: Bleibende Spuren hinterlassen
Halle (Saale)/MZ. - Ihr "Gesellenstück" besitzen sie natürlich noch. Rund 60 Jahre ist er alt, der kreisrunde Tisch - und was ihn einzigartig macht, ist die Tischplatte, die aus einem Mosaik mit Fischmotiven besteht. Dieses Mosaik war gleichsam die Grundlage für die späteren Arbeiten des Künstler-Ehepaars Brigitte und Heinz Felsch. Das Glas für das Tisch-Mosaik stammt von einem kaputten Kirchenfenster, das die beiden Ende der 40er Jahre bei einem Spaziergang in der Saalestadt fanden.
Drittes Motiv wurde entfernt
Heinz Felsch ist inzwischen 88, seine Frau 85 Jahre alt, und beiden sieht man ihr Alter nicht an. Am Montag machen sie sich noch einmal auf den Weg zu einer ihrer Wirkungsstätten: Die Felschs nehmen teil am Auftakt der Festwoche zum 60-jährigen Bestehen von Sachsen-Anhalts einzig verbliebener Poliklinik, der "Poli Reil" (die MZ berichtete).
Dort haben sie bleibende Spuren hinterlassen. Denn die künstlerischen Einsichten, die die Felschs Ende der 40er Jahre bei der Anfertigung des Tisch-Mosaiks gewonnen hatten, konnten sie gut zehn Jahre später nutzen, wenngleich in weit größerem Maßstab: Die Felschs bekamen den Auftrag, den Neubau der damaligen Poliklinik-Nord (der heutigen "Poli Reil") mit Kunst auszustatten. Zwei farbenprächtige Mosaike ziehen dort noch heute die Blicke auf sich.
Ältere Hallenser erinnern sich womöglich noch an ein drittes Motiv: Beim Umbau der Poliklinik nach der Wende wurde das Mosaik im Erdgeschoss allerdings entfernt. "Das war schade", sagt Heinz Felsch.
Das Ehepaar besitzt allerdings noch den Entwurf auf meterlangen Papierrollen - alle drei Mosaike hatten die Künstler im Maßstab 1:1 vorgezeichnet. Um die beiden verbliebenen Werke müssen sich die Felschs keine Gedanken machen, zumindest nicht in Fragen der Beständigkeit. "Die halten ewig."
Die gute Nachricht kam damals auf einem schmucklosen Schreiben im Format Din-A5. Absender: Der Rat des Bezirks. Darin wurde der Beschluss mitgeteilt, den Eheleuten die "künstlerische Ausgestaltung der Poliklinik-Bord zu übertragen".
Freunde von Albert Ebert
Was die Thematik betraf, so hatten Felschs freie Hand - freilich mussten sie ihre Entwürfe einer Kommission vorlegen, die dann letztlich darüber entschied, welches Motiv umgesetzt werden durfte. Um das Material für die Mosaike durften sich die Künstler dann wieder selbst kümmern. Heinz Felsch besorgte den Rohstoff in Form von Fliesenbruch vom VEB Baustoffversorgung.
In der Wohnung der Felschs hängen übrigens nicht nur Gemälde der beiden, sondern auch mehrere Bilder eines gewissen Albert Ebert. Mit dem berühmten Maler waren die beiden befreundet. Die Kreativität hat Heinz und Brigitte Felsch nie verlassen; sie sind immer noch künstlerisch tätig. "Das hält jung", sagt Heinz Felsch.
Ungleich größere Spuren haben die Felschs übrigens im Saalekreis hinterlassen. In einer Schule in Braunsbedra hängt ein weiteres Mosaik der beiden. Es ist 17 Meter breit.