Halle Halle: Ärzte kämpfen für Andenken an «Weidenplan»

Halle (Saale)/dapd. - Vor 100Jahren war dort die «Heilanstalt Weidenplan» eröffnet worden,gegründet vom halleschen Frauenarzt Otto Kneise als Privatklinik.Zacher hat den größten Teil seines Berufslebens im «Weidenplan»verbracht. Auch Klaus-Jürgen Stolze arbeitete jahrzehntelang alsUrologe im «Weidenplan», wie die Klinik im Volksmund genannt wurde.
Beide Männer stehen vor dem in die Jahre gekommenen Gebäude.Stolze hält inne: «Hier weht ein Hauch deutscher Medizingeschichte.»Und Zacher fügt hinzu: «Die Atmosphäre im Haus war einfacheinzigartig.» Beide Ärzte sind heute im Ruhestand. Sie haben es sichnun zur Aufgabe gemacht, mit Vorträgen und Schreiben anverschiedenen Organisationen und Institutionen, das Andenken an dasHaus wach zu halten.
Zwtl.: Ein Stück deutscher Medizingeschichte
Denn: «Die 'Heilanstalt Weidenplan' war die erste in Deutschland,die Urologie als hauptberuflichen Fachbereich zu Beginn des vorigenJahrhunderts etablierte», betont Zacher. Sein ehemaliger Kollegefügt hinzu: «Auch die heutige Subspezialisierung Urogynäkologie hatim Weidenplan eine ihrer wichtigen Wurzeln.»
Die Bedeutung der Klinik, die über Halles Stadtgrenzen hinausschon bald nach der Einweihung am 21. Oktober 1911 einenüberregionalen Ruf genießen sollte, dürfe nicht vergessen werden,betont Zacher. Zudem setzen sich die beiden Mediziner für den Erhaltdes Gebäudes ein. «Es ist ein bauliches Kleinod der Stadt», sagtStolze.
Zwtl.: Zehn Jahre Leerstand
Seit dem Umzug der Klinik vor zehn Jahren nach Halle-Dölau stehtder Putzbau leer. Beide Männer stehen vor der schweren Eingangstüraus Eichenholz. Unbekannte haben ein kleines Loch in die Türgeschlagen. Die Mediziner sehen hindurch ins Innere «ihrer» Klinik.Großflächig blättert Putz und Tapete von den Wänden. «Das tut weh»,seufzt Zacher.
20.000 Eingriffe habe Zacher in seiner beruflichen Laufbahnvorgenommen. Der gebürtige Berliner erzählt, wie er Ende der 1960erJahre nach Halle kam: «Urologe wollte ich eigentlich nie werden, undnach Halle, damals dreckig und stinkig, wollte ich auch nicht.» Von«den Oberen in eine Klinik mitten in diese Stadt geschickt», habe erwiderwillig seinen Dienst angetreten.
Zwtl.: Erneut Verkauf des Gebäudes geplant
Zum Glück sei dann alles anders als befürchtet gekommen. «DieKlinik hat mich und meine Familie in Halle gehalten. Mit ganzemHerzen identifiziere ich mich mit dem Haus und seiner Geschichte.»Neben ökonomischen Gründen kamen vor allem medizinische dazu, sichdem Klinikum Martha-Maria Dölau, das nach 1989/90 Träger der «Klinikam Weidenplan» wurde, auch im Jahr 2001 räumlich anzuschließen.«Dort gab es die zentrale Intensivstation, es war somit einfacher,direkt mit anderen Fachkliniken zu kooperieren», sagt Zacher. InDölau verbrachte er die letzten Jahre als Chefarzt der Urologie biszu seiner Rente 2006. «Das war wie von einem Familienbetrieb ineinen Großbetrieb umziehen.»
Ein Jahr nach der Räumung vom «Weidenplan» ersteigerte einebrandenburgische Immobiliengesellschaft das Gebäude.EineWohnpflegeanlage sollte entstehen, ist von einem Vertreter derGesellschaft zu erfahren. Doch es kam nie dazu. Nun wolle dieImmobiliengesellschaft das Haus wieder verkaufen, heißt es. Für dieZukunft wünschen sich die beiden Urologen «ein Konzept derBetreuung» für das palaisartige Gebäude. «Ein Pflegeheim könnte ichmir gut vorstellen», sagt Zacher.