Halle Halle: «Angst machen lasse ich mir von einem Schläger nicht»
HALLE/MZ. - am Montag), schon wieder freigelassen wurde", sagte Susanne Wichmann, Vorsitzende des Allgemeinen Behindertenverbands Halle, am Montag. Der Angriff auf einen körperlich gehandicapten Menschen sei schlimm genug. Den Täter danach aber laufen zu lassen... Der ansonsten couragierten Frau fehlten die Worte. Im Verband sei der Vorfall natürlich diskutiert worden.
Am späten Samstagnachmittag hatte ein stark alkoholisierter Jugendlicher aus Sangerhausen (2,6 Promille) in der Kleinen Brauhausstraße / Ecke Sternstraße nach einem Wortwechsel mehrfach auf Andreas Hoffmann eingeschlagen. "Und mich samt Rollstuhl umgekippt", schilderte der 47-Jährige. Die Platzwunde unter seinem linken Auge schimmert noch immer bläulich-rot.
Oberstaatsanwalt Andreas Schieweck verteidigte die Entscheidung, den Haftantrag zurückzuziehen. "Es gibt zwei wesentliche Punkte in der Strafprozessordnung, die eine Haft nicht zugelassen hätten", erklärte er. Zum einen sei durch den festen Wohnsitz des mutmaßlichen Täters eine Fluchtgefahr derzeit nicht gegeben. "Zum anderen", und das sei noch wichtiger für die Entscheidung, "kann die Wiederholungsgefahr zunächst ausgeschlossen werden. Der Jugendliche ist nicht wegen Gewaltdelikten vorbestraft", so Schwieweck. "Allein jemanden zu schlagen, der im Rollstuhl sitzt, ist noch kein Grund für eine Haft."
Dass der Verdächtige dennoch jüngst aus der Jugendanstalt Raßnitz entlassen wurde, erklärte der Oberstaatsanwalt so: "Am Amtsgericht Sangerhausen läuft ein Verfahren gegen den Verdächtigen. Darin geht es um Verkehrsdelikte und Beleidigung. Allerdings ist er zum ersten Termin nicht erschienen." Deshalb sei angewiesen worden, den 18-Jährigen in eine Sicherungshaft zu bringen - "damit der nächste Verhandlungstermin nicht wieder platzt", erklärte er.
Trotz der Tatsache, dass der Mann wieder auf freiem Fuß ist, würden die Ermittlungen gegen ihn mit Hochdruck fortgesetzt, betonte Schieweck: "Momentan geht es um einfache Körperverletzung."
Andreas Hoffmann war mit seinem Elektro-Rolli am Montag wieder in der Stadt unterwegs. "Angst machen lasse ich mir von einem Schläger nicht", sagte der Mann, der seit 23 Jahren nach einem Unfall mit einem Traktor - er arbeitete damals in der LPG Teutschenthal - im Rollstuhl sitzt.
Die Nase schmerze noch, und die Brille, die zu Bruch ging, fehle ihm. Ansonsten gehe es ihm gut, so Hoffmann, der, wie er erzählte, am Computer gerade seine Biografie schreibe und bald seine Freundin heiraten will. "Eine größere Wohnung in Neustadt haben wir uns schon ausgesucht." Bedanken möchte er sich bei den zwei jungen Männern, die ihm sofort zu Hilfe geeilt waren und den Schläger festhielten, bis die Polizei kam.