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Halle als DDR-Kulisse Halle als DDR-Kulisse: Warum die Stadt bei Filmleuten so beliebt ist

Von Alexander Schultz 29.08.2018, 05:00
„Tatort“-Star Axel Prahl spielt in „Gundermann“ einen Stasi-Offizier. Gedreht wurden die Szenen in Halle-Silberhöhe.
„Tatort“-Star Axel Prahl spielt in „Gundermann“ einen Stasi-Offizier. Gedreht wurden die Szenen in Halle-Silberhöhe. Peter Hartwig/Pandora Film

Halle (Saale) - In der vergangene Woche startete der Film „Gundermann“ über das Leben des vor 20 Jahren verstorbenen singenden Baggerfahrers in den deutschen Kinos. Dabei ist auch Halle wieder auf der großen Leinwand zu sehen. Hier bekommen die Zuschauer jedoch nicht die schön sanierten Altbauten oder neu entstandene Gebäude, wie Konzerthalle, Finanzamt oder den neuen Platz am Steintor zu sehen, sondern vor allem Bilder der halleschen Plattenbaugebiete. Denn gerade Produktionsteams finden hier noch hervorragende Motive, um Filme zu drehen, die in DDR-Zeiten spielen.

„Wir haben in Halle Anfang November und dann noch einmal Anfang Dezember 2017 für ein paar Tage im Stadtteil Silberhöhe gedreht“, erzählt Claudia Steffen von der Produktionsfirma Pandora Film. Es sei leicht den mittlerweile historisch-anmutenden Stadtteil Silberhöhe in die 1970er bis 1990er Jahre der DDR zurückzuversetzen. „Die unverwechselbare Architektur der damaligen Neubauten bietet sich einfach sehr gut an“, so Steffen. „An vielen Orten in Mitteldeutschland wurden ja leider Ende der 90er Jahre viele dieser Stadtteile komplett abgerissen.“

Film über Gundermann: „Auch die konspirative Wohnung vom Führungsoffizier, gespielt von Axel Prahl, wurde hier gedreht.“

Insgesamt verliefen die Dreharbeiten mit Regisseur Andreas Dresen, der auch schon „Timm Thaler“ in Halle drehte, in Halle laut der Produktionsfirma sehr reibungslos. „Die Anwohner haben meistens großes Verständnis“, zeigt sich Steffen mit den Hallensern zufrieden. Und auch das Filmteam habe sich bemüht, immer auch rechtzeitig zu informieren. „Wir bemühen uns, so wenig wie möglich zu stören - weniger als jede Baustelle zum Beispiel.“

„Wir haben in Halle hauptsächlich diverse Wohnungen von Innen und Außen drehen können“ erzählt Steffen. So sind die Film-Wohnungen von Gerhard Gundermann, gespielt vom durch „Sonnenallee“ bekannten Alexander Scheer, seines Vaters und auch seines Kollegen in der halleschen Silberhöhe. „Auch die konspirative Wohnung vom Führungsoffizier, gespielt von Axel Prahl, wurde hier gedreht.“  Und Steffen war von der Kulisse begeistert. „Durch die noch original erhaltene Plattenbau-Architektur war Halle hervorragend geeignet.“

Auch für den Film „Kruso“ wurde 2017 ebenfalls auch Halle als Kulisse in DDR-Zeiten genutzt

Auch für den Film „Kruso“, der am 26. September in der ARD erstausgestrahlt werden soll, wurde 2017 ebenfalls auch Halle als Kulisse in DDR-Zeiten genutzt. „In Halle gab es zwei Drehorte, die sich jeweils in älteren Industriegebäuden befanden“, so Benjamin Benedict von Ufa Fiction. „Eines in der Barbarastraße und eines in der Turmstraße“, so der Produzent. Regisseur Thomas Stuber („Herbert“, „In den Gängen“) gefiel Halle, um den gleichnamigen Bestsellerroman von Lutz Seiler, der zur Zeit des Zusammenbruchs der DDR 1989 spielt, in einer authentischen Kulisse zu verfilmen.

Er nutzte dabei die alten Gebäude vor allem für Innenszenen, „unter anderem für Ed’s (Jonathan Berlin) Verhör im Stasi-Büro und die Rückblenden und Tagträume mit seiner Freundin Gesine (Hannah Ehrlichmann)“, so Benedict.

Filmproduktionsfirma: In Halle „findet man einfach sehr gute Motive“

In Halle „findet man einfach sehr gute Motive, die noch nicht so häufig in Produktionen zu sehen waren. Zudem gibt es einige Gegenden in Halle, bei denen die Gebäudesubstanz einfach passt und die sich daher gut eignen, um Geschichten zu erzählen, die in der DDR spielen“, nennt der Produzent Gründe, die für Halle als Drehort sprechen. „Damit zusammen hängen aber auch die logistischen Faktoren wie der Zugang zu ‚Original DDR‘ Requisiten, Kostümen und talentierten Filmschaffenden die hier leben und arbeiten.“

So spielen bei der Auswahl des Drehorts immer mehrere Faktoren eine Rolle. „Das Wichtigste ist natürlich, dass das Motiv inhaltlich den Anforderungen entspricht. Aber auch logistische Faktoren und der Zugang zu guter Infrastruktur und Personal sind ausschlaggebend.“ Zusätzlich bestehe hier auch die Möglichkeit der Unterstützung durch die Mitteldeutschen Medienförderung. „In diesem Fall sprachen alle Faktoren für den Dreh in Halle“, sagt Benedict. Das soll wohl auch Romanautor Sailer so gesehen haben, der die Dreharbeiten in Halle besuchte.

Stadtverwaltung Halle: „Die Stadt bietet eine einzigartige architektonische Vielfalt“

„Die Stadt bietet eine einzigartige architektonische Vielfalt“, sagt Petra Sachse. Die Leiterin des in Halle für Filmproduktionen zuständigen Dienstleistungszentrums Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung weiß um die Vorzüge der Saalestadt als begehrte Filmstadt: „In der Stadt finden sich Bauten aus dem Mittelalter wie die Neue Residenz und Wohngebiete aus der Gründerzeit wie das Paulusviertel, aber auch Gebäude aus den 1930er und 1950er Jahren. Die Neubauten in Halle-Neustadt, der Silberhöhe und der Südstadt sind Zeugnisse der DDR-Vergangenheit.“

Aber Halle biete für Filmteams noch viel mehr. „Drehgenehmigungen werden schnell erteilt und logistische Unterstützung organisiert, dazu gehören die Suche und Vermittlung von Drehorten und gemeinsame Standortbesichtigungen“, nennt Sachse weitere Punkte. Zudem biete das Mitteldeutsche Multimediazentrum (MMZ) „beste Bedingungen für die Ton- und Bildbearbeitung des Film-Materials, unter anderem mit der Kinomischung, die mit einer ,Dolby Atoms Premier Studio License‘ zertifiziert ist und zu den besten Anlagen Europas gehört.“

Auch Oberbürgermeister glaubt an Halle als Filmstadt

Auch der Oberbürgermeister glaubt an Halle als Filmstadt. „Neben abwechslungsreichen Drehorten und Kulissen bietet die Stadt kurze Wege und eine unkomplizierte professionelle Unterstützung bei der Umsetzung von Filmproduktionen an.“ So stehe mit dem Dienstleistungszentrum Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung „ein zentraler Ansprechpartner zur Verfügung, der die Produktionsfirmen begleitet“, so Bernd Wiegand.

Insgesamt hat sich die Stadt Halle als Filmstadt etabliert. „In den Jahren 2015 bis 2017 wurden 22 Filme und im Jahr 2018  bis Juli drei Filme ganz oder teilweise in Halle gedreht“, sagt Sachse. Dabei seien alle Genres, „von Drama und Krimi über Dokumentarfilm bis zur Komödie“. Wohin sich die Anzahl der Filmdrehs in Halle in den kommenden Jahren entwickelt, darüber will man in der Stadtverwaltung nicht spekulieren. „Die Stadt setzt auf die genannten Unterstützungsangebote und entwickelt diese stetig weiter“, so Stadtsprecher Drago Bock. Halle bleibt dabei auch eine wichtige Kulisse für die DDR. (mz)