Halle Halle: Abrissbirne über Bauernclub
HALLE/MZ. - Die nächste Zusammenkunft der Ex-Studenten dürfte eine der letzten in dem 1972 eröffneten Gewölbe an der Ludwig-Wucherer-Straße sein: Der Bauernclub, von Fans seit Jahrzehnten zu "BC" verkürzt, soll einem Parkhaus für das Geistes- und sozialwissenschaftliche Zentrum (GSZ) der Uni weichen, das auf der anderen Straßenseite entsteht.
"Das gesamte Gebäude ist marode", erklärt Uni-Kanzler Martin Hecht. Es sei bis auf den Club im Keller leergezogen. Die landwirtschaftliche Fakultät ist auf den Campus Heide-Süd gewechselt. Laut Hecht gibt es für den Gebäudekomplex, der dem Land gehört, nur zwei Möglichkeiten: "Entweder es findet sich ein Nachnutzer oder er wird abgerissen." Hecht verhehlt nicht den Wunsch der Uni: "Wir wollen dort das Parkhaus für das künftige GSZ bauen." Eröffnung: 2013.
Doch egal ob Nachnutzer oder Parkhaus-Neubau - beides bedeutet das Aus für den bisherigen Bauernclub. "Doch zumindest bis Ende 2011 haben wir noch hier geöffnet", versichert Bauernclub-Chef Frank Böcker. Wo es danach weitergeht, steht in den Sternen.
"Wir suchen Alternativen. Es hat Gespräche und Besichtigungen mit dem Kanzler gegeben. Doch etwas Passendes war noch nicht dabei", sagt Dieter Förster, Abteilungsleiter Bau und Liegenschaften der Uni. Die vermietet zwar nur noch die Räume an den Verein "Studentenclub der Landwirtschaftlichen Fakultät", aber natürlich gehöre der Club zum studentischen Leben, so Förster. "Die meisten unserer 50 Vereinsmitglieder sind Landwirtschaftsstudenten. Wir sind wohl der einzige Studentenclub einer Fakultät in Deutschland und haben keine kommerziellen Interessen", sagt Böcker. Der 35-jährige Vereinschef ist Landwirt in der Börde.
Der BC ist eine Konstante im studentischen Kneipenleben der Stadt. "Zur DDR-Zeiten habe ich immer ewig an der Gittertür gewartet. Da stand jeden Abend eine Schlange. Auf der Gästeliste zu stehen, war das Größte", erinnert sich Marko Kreidler, Anfang der 80er Jahre Student. Wer heute diesen dunkel getäfelten Tempel des Biertrinkens betritt, fühlt sich Jahrzehnte zurückversetzt: Blinkende Belüftungsrohre sind die einzige offensichtliche Neuerung. Für die BC-Macher gehört dies zur Folklore, die gern angenommen werde. "Zu uns kommen schon die Kinder der Leute, die früher hier waren. Und fühlen sich wohl", sagt Böcker. Bei Diskos und Semesterfeiern vieler Fachrichtungen drängen sich schon mal 250 Leute.
Das grüne Schild "Landwirtschaftliche Fakultät", das bis vor wenigen Monaten am Eingang des benachbarten Julius-Kühn-Hauses angebracht war, hängt heute über dem Tresen. "Der Club hat es durch alle Wirren geschafft. Er wäre schade, wenn es ihn nicht mehr geben würde", findet der Vereinschef. Aber er ist ebenso wie Uni-Kanzler Hecht optimistisch. Man werde ein neues Domizil finden.