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Gymnastik Gymnastik: Ein schwieriger Spagat

Von Petra Szag 10.05.2014, 11:26
Emma Luise Heim (Mitte) probte mit ihren Teamgefährtinnen in der Brandbergehalle den Ernstfall.
Emma Luise Heim (Mitte) probte mit ihren Teamgefährtinnen in der Brandbergehalle den Ernstfall. Schulz Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Der Reifen machte, was er wollte. Und das war nicht das, was Emma Luise Heim mit ihm vorhatte. Statt das gerade so schwungvoll bis unters Hallendach beförderte Sportgerät mit dem ausgestreckten Bein wieder einzufangen, verfehlte die grazile Hallenserin ihr Ziel. Und konnte so nicht verhindern, dass der Reifen sich seinen eigenen Weg über die Matte suchte und schließlich vor ihrer Trainerin Claudia Marx liegen blieb. „Das habe ich kommen sehen“, sagte diese. Und erklärte der erstaunt dreinblickenden Gymnastin auch gleich, in welchem Detail der Teufel steckte: „Ich habe ganz schwache Arme gesehen.“

Ein sehr vielseitiges Talent

Das Ganze also noch einmal von vorn. Einen flatternden Reifen kann Emma Luise Heim genauso wenig gebrauchen wie ein flatterndes Nervenkostüm. Bei den deutschen Meisterschaften am Wochenende in heimischer Halle soll sich die Juniorin vom SKC Tabea mit neuem Selbstbewusstsein und damit auch neuer Stärke präsentieren. Die Siebtklässlerin, die im September aus Nürnberg kam, „ist ein ganz außergewöhnliches Talent“, weiß Claudia Marx. Schlank, groß, ausgesprochen beweglich, intelligent und wohl auch deshalb dazu in der Lage, das ihr Gesagte postwendend umzusetzen.

Deren Veranlagung ist so vielversprechend, dass die Trainerin nun sogar ihre bisherige Arbeitsstrategie ändert. Hatte sie sich in den letzten Jahren in ihrem Bundesnachwuchsstützpunkt immer wieder auf die Ausbildung einer international konkurrenzfähigen Junioren-Nationalmannschaftsgruppe konzentriert, fährt sie nun zweigleisig. Im kommenden Jahr soll sich die Neu-Hallenserin mit Tabeas Nachwuchs-Gruppe für die Junioren-EM qualifizieren. Und in dem Jahr darauf dann in der Einzelkonkurrenz. Was Claudia Marx in die Karten spielt: Mit Daria Bergmann hat sie einen zweiten Rohdiamanten in der Trainingsgruppe, der sie den Spagat ebenfalls zutraut.

Bei diesen Meisterschaften sind internationale Empfehlungen noch kein Thema. Jetzt geht es vor allem um die Aufnahme in den C-Kader. Im vergangenen Jahr, damals noch in der Schülerleistungsklasse und für ihren alten, den fränkischen Verein startend, „habe ich es noch verbockt“, sagt Emma Luise Heim, wohl auch, weil sie nervlich dem Druck nicht gewachsen war.

Doch in den letzten Monaten hat die Zwölfjährige viel gelernt. Statt zwei, dreimal in der Woche trainiert die Gymnasiastin der Sportschule nun nahezu täglich und wenn es der Stundenplan zulässt, sogar bis zu vier Stunden am Stück. Zuletzt bei den Landesmeisterschaften hielt dann auch das Nervenkostüm.

Reserven sieht Emma Luise Heim dennoch jede Menge. Gerättechnisch beispielsweise, und auch bei der Ballettausbildung gibt es Nachholbedarf.

Da steht sie allerdings nicht alleine da, denn seit einem Jahr fehlt dem Stützpunkt ein Ballettmeister. „Wir führen gerade Gespräche mit dem Opernhaus“, sagt Claudia Marx und hofft, diese Baustelle bald schließen zu können.

Zehn Hallenserinnen am Start

Insgesamt zehn Hallenserinnen stellen sich dem Kampfgericht, neben fünf in der Jugend- noch einmal fünf in der Meisterklasse. Das ist neu. Doch so wie Emma Luise Heim haben auch die anderen eigentlich eingeschworenen Gruppengymnastinnen beschlossen, sich diesmal mit den besten deutschen Einzelstarterinnen wie Jana Berezko-Marggrander aus Schmiden und Laura Jung vom TV St. Wendel messen zu wollen. Eine Einstellung, die Claudia Marx begrüßt. Auch wenn der Fokus weiter auf der Gruppe liegt. Schließlich gibt es so mehr Chancen für die Gymnastinnen ihres Stützpunktes, mit guten Leistungen auf sich aufmerksam zu machen. Nur daran werden sie letztlich gemessen.