GWG als Vorreiter GWG als Vorreiter: Seniorenbetreuerin ist für die älteren Mieter da

Halle (Saale) - Vor allem Menschen im höheren Lebensalter haben es in Corona-Zeiten nicht leicht. Gerade sie sollen geschützt werden und erhalten daher wenig oder keinen Besuch von ihren Verwandten. Jedoch ist das für die betagten Mieter der Neustädter Gesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien (GWG) nicht so problematisch: Hier hält Seniorenbetreuerin Petra Friebel Kontakt zu ihnen. „Mittlerweile habe ich in über 300 Telefonanrufen fast alle über 90-jährigen Mieter und weitere jüngere Senioren erreicht“, sagt die 59-Jährige.
Seit zehn Jahren steht die gelernte Kauffrau für Grundstücke und Gebäude im engen Kontakt zu den Senioren, die bei der GWG wohnen. „Wir waren damals Vorreiter in diesem Bereich, mittlerweile haben auch die anderen Wohnungsgesellschaften Seniorenbetreuer“, berichtet sie. Schon seit 2010 besucht sie persönlich die Mieter im Rentenalter - das sind um die 400 Hausbesuche pro Jahr. Wer braucht wo Hilfe, ist dabei immer wieder ihre Frage. „Diese Besuche hätte ich natürlich auch jetzt gerne fortgesetzt, aber das ist ja derzeit nicht möglich“, bedauert sie.
„Viele der Über-90-Jährigen haben Kinder im Rentenalter"
Also griff Petra Friebel, die seit über 25 Jahren für die GWG tätig ist, zum Telefonhörer und hörte nach dem Befinden und wo man den betagten Mietern unter die Arme greifen kann. Dabei erfuhr sie Überraschendes: „Viele der Über-90-Jährigen haben Kinder im Rentenalter, die in der Nähe wohnen und ihre Eltern in vielen Dingen unterstützen können, zum Beispiel mit Einkäufen, bei Arztbesuchen oder in der Korrespondenz mit Kranken- und Pflegekassen.“
Bei den jüngeren Senioren sehe es dagegen weniger günstig aus: „Ihre Kinder stehen oft noch mitten im Berufsleben und wohnen häufiger weit entfernt, weil sie nach der Wende der Arbeit hinterher ziehen mussten“.
„Gerade den regelmäßigen Besuchern fällt das schwer“
Jedoch bedauern es alle GWG-Senioren, dass auch die Begegnungsstätten der Wohnungsgesellschaft derzeit geschlossen sind. „Gerade den regelmäßigen Besuchern fällt das schwer“, sagt Petra Friebel. Die fünf Begegnungsstätten und drei Seniorenstübchen wieder unter Auflagen und gegebenenfalls nur für jeweils fünf Besucher zu öffnen, sei zu riskant - schon allein, weil der Mindestabstand nicht kontrolliert wird und auch kaum einhaltbar sei.
Doch auch am Telefonhörer kann die Seniorenbetreuerin den Menschen gut weiterhelfen. So informiert sie, dass man auch in Corona-Zeiten eine Pflegestufe beantragen kann, denn die Prüfung des medizinischen Dienstes finde dann eben per Telefon statt. Essen auf Rädern bestellen oder Anträge ausfüllen - das geht bei Petra Friebel auch vom Telefon aus.
„Unsere Hausmeister werfen die vorbereiteten Formulare dann in die Briefkästen"
„Unsere Hausmeister werfen die vorbereiteten Formulare dann in die Briefkästen, so dass die Seniorinnen sie nur zu unterschreiben und abzusenden brauchten“, erläutert Petra Friebel den Service.
Doch bei den Telefonanrufen, die zwischen fünf und 35 Minuten lang dauern, geht es nicht immer nur um Dinge, die erledigt werden müssen. Vielmehr seien die Mieter auch glücklich über eine Abwechslung. Auch Partner wie die AWO, die Volkssolidarität oder die Freiwilligenagentur stellten Freizeit- und Kontaktangebote zwangsläufig ein, Familienangehörige reduzierten persönliche Besuche auf ein Minimum. „Da fühlen sich viele alte Menschen natürlich einsam.“ (mz)