Güterbahnhof in Halle Güterbahnhof in Halle: Alte Gleise werden ausgebaggert

Halle (Saale)/MZ. - Auf Halles seit 20 Jahren mehr oder weniger verlassenem Rangierbahnhof wird gearbeitet. Eine echte Winterbaustelle. Es ist schneidend kalt auf dem großen, nackten Areal inmitten des ehemaligen Gleisgewirrs südlich der Berliner Brücke. Der Frost hält die Arbeit nicht auf. Die alten Gütergleise, manche sind mehr 100 Jahre alt, werden ausgebaggert. Ringsum türmen sich ausgediente Eisenbahnschwellen. "Es sind 25 000 Schwellen, darunter 5 000 aus Beton. Mit dem Ausbau schaffen wir das Baufeld für den ersten Bauabschnitt der Zugbildungsanlage", sagt Tobias Reiff, bei der DB-Projektbau Projektingenieur für die Modernisierung des Güterbahnhofs. "Zugbildungsanlage" heißt der in der Bahnsprache.
Bis zu 2 400 Waggons täglich
In eisiger Kälte demontieren die Arbeiter derzeit die Schienen-Reste; die Gleise kommen in den Schrott, die Schwellen werden durch ein Spezialunternehmen fachmännisch entsorgt. Das ist erst der Anfang: Bis Mitte 2017 wird Halles ab 1889 gewachsener Güterbahnhof für geplante 146 Millionen Euro zur bedeutendsten und modernsten Zugbildungsanlage Ostdeutschlands. In dem Rangierbahnhof können dann täglich bis zu 2 400 Güterwagen zu neuen Zügen zusammengestellt werden. Ende 2015 soll die erste Stufe der technisch komplexen Zugbildungsanlage in Betrieb gehen.
Im Oktober vergangenen Jahres hatte die Modernisierung begonnen. Im ersten Schritt war das vor allem eine Angelegenheit für die Abrissbirne. Neben dem Gleisrückbau sind über die Jahrzehnte gewachsene Schuppen, Stellwerke und eine Lagerhalle verschwunden. In dem jetzigen Baufeld für die sogenannten 16 östlichen Richtungsgleise südlich der Berliner Brücke stehen nur noch das Stellwerk "HG 8" und ein früheres großes Dienstgebäude der Bahn. Bis Ende Februar werden auch diese letzten Gebäude zwischen den Schienensträngen abgerissen sein.
Knoten-Bau für 385 Millionen Euro
Der neue Rangierbahnhof ist aber nur eine der Investitionen der Bahn rund um den Hauptbahnhof. Ab 2014 soll in einer ersten Baustufe für 223 Millionen Euro der Eisenbahnknoten Halle ausgebaut werden. Dabei wird die neue ZBA angebunden und im Norden die ICE-Ausbaustrecke aus Berlin. Insgesamt werden dafür rund 30 Kilometer Gleise mit Oberleitungsanlagen, 111 Weichen, zwei Stellwerksgebäude, zwei Bahnübergänge und neun Eisenbahnüberführungen gebaut. Unter anderem sollen Eisenbahnüberführungen am Birkhahnweg, in der Delitzscher Straße, an der B 6 sowie drei am Kanenaer Weg gebaut werden.
Momentan werden die Knoten-Ausbaupläne beim Eisenbahnbundesamt geprüft, das Landesverwaltungsamt ist die planfeststellende Behörde, die in diesem Jahre das Anhörungsverfahren durchführt. Insgesamt werden bis 2018 385 Millionen Euro investiert.