Guten Morgen Halle und Umgebung!: Guten Morgen Halle und Umgebung!: Gen für Glück im Unglück

Halle (Saale) - „Eigentlich“, sagt meine Freundin Anne, die heute aus mir unerklärlichen Gründen im Café nur ungesüßten Kräutertee trinkt, „eigentlich hatte ich mir, als ich jung war, fest vorgenommen, dass ich gesund sterben will.“ Aber irgendwie schleichend sei es dann so gekommen, dass sie sich doch etliche Krankheiten eingehandelt hat. Erst wären es immer nur die anderen gewesen: Herzrhythmusstörungen, Diabetes, Galle raus, künstliche Gelenke. Denn sie hätte wohl die eiserne Gesundheit ihres Vaters geerbt, wie sie ja auch das Glückimunglück-Gen ihrer Mutter besäße.
Die hätte sowohl einen Kopfübersturz von der Laderampe ihres Konsums in einen Haufen Kartons fast unbeschadet überstanden, ebenso einen Sturz mit Überschlag aus dem noch fahrenden Zug auf dem Bahnhof, als auch ein Missgeschick, bei dem ein Verandafenster aus der Verankerung fiel, das auf ihrem Kopf zersplitterte, so dass sie durch die Scheibe guckte, während die spitzen Scherben von allen Seiten auf ihren Hals zeigten. Aber nun käme bei ihr irgendwie im Stundentakt ein Zipperlein nach dem anderen.
„Gruselig“, sagt Anne, die lustlos an dem Tee nippt. „Jetzt ist es schon lange so, dass ich immer überlege, wenn ich mich bücke, um mir zum Beispiel die Schuhe zuzumachen, was ich da unten noch miterledigen kann.“ Sie lacht über den alten Comedian-Gag und schaufelt sich nun doch einen Löffel Zucker in den Tee.