Gutbürgerlich essen in Halle: Mönchshof in der Talamtsstraße

Halle (Saale) - Das beginnt ja wunderbar: Im Mönchshof nahe des halleschen Marktplatzes scheint man uns schon zu erwarten. So, als ob wir zu den vielen Stammgästen des traditionsreichen Restaurants gehörten. Ein gemütlicher Ort: Die Gäste unterhalten sich angeregt inmitten der dunkelbraunen, schweren Holzmöbel. Fast familiär geht es zu. Doch auch Neulinge wie wir sind ganz offensichtlich sehr willkommen im Mönchshof. Herzlich werden wir vom Kellner begrüßt, die Wahl des Tisches überlässt er wie selbstverständlich uns. Es soll jener an der Glasvitrine mit der prächtig-goldenen, alten Uhr sein. Ein Vermächtnis der ehemaligen Wirtin, eine Uhrensammlerin, wie wir später erfahren.
Kontakt
Telefon: 0345-2021726
E-Mail: [email protected]
Internet: www.moenchshof-halle.de
Öffnungszeiten
Montag bis Sonnabend 11-24 Uhr, Sonn- und Feiertage 11-15 Uhr
Die Speisekarte hält, was der erste Eindruck verspricht: Hier geht es klassisch zu. Oder, wie der heutige Inhaber des Restaurants, Jens Liebezeit, sagt: „Wir setzen nicht unbedingt Trends, aber wir setzen Bewährtes fort.“ So findet sich hier ein feiner Krebscocktail als Vorspeise genauso wie ein deftiges Rumpsteak Strindberg für den Hauptgang. Für Liebhaber des kulinarisch Ausgefallenen mag das ein wenig unspektakulär klingen - jene aber, die mit modernen Neu-Kreationen wenig anfangen können und eher auf bekannte Gaumenschmeichler setzen, sind hier genau richtig. Da weiß man, was man hat. Und es ist richtig köstlich hier, wie sich herausstellen wird. Aber dazu später mehr.
Mit einer schnellen Bedienung besticht der Mönchshof in Halle
Zunächst einige Worte zum auffallend guten Service. Der Kellner hat in unserem Fall immer mal wieder einen lockeren Spruch auf Lager, kann - von der Weinempfehlung bis zum Gerichte-Tipp - äußerst kompetent Auskunft geben und erledigt Kleinigkeiten am Tisch so dezent, dass er kaum zu bemerken ist. Kurz: Ein Kellner, wie er im Buche steht. Da macht sich bezahlt, dass man in diesem Hause noch ausschließlich auf ausgebildete Servicekräfte setzt. Gelernt ist eben gelernt.
Hinzu kommt, dass es ihm die Küche an diesem Abend auch leicht macht. „Darf ich’s wagen, schon zu fragen?“, beginnt unser Fachmann am Tische die Bestellaufnahme. Ein paar Minuten später präsentiert er bereits die Vorspeisen. Das ging schnell! Allerdings nicht schnell-schnell, wie die ersten Bisse zeigen. Das klassische Carpaccio (9,90 Euro) hält, was sein appetitmachender Anblick verspricht.
Carpaccio ist eine von mehreren Vorspeisen im Mönchshof in Halle
Der Hauptakteur, die zarten, fein marinierten rohen Rinderfilet-Scheiben, macht dem berühmten venezianischen Maler, nach dem der italienische Vorspeisen-Hit in den 50er Jahren benannt wurde, alle Ehre: Vittore Carpaccio war für seine leuchtenden Rottöne bekannt. Die edlen Fleisch-Happen im Mönchshof sind fast schon knallig rot, ganz leicht gekühlt und - am wichtigsten - sie schmecken sehr frisch. Eine unübertreffliche Kombination mit dem Rucola und den Hartkäse-Spänen.
Etwas schlichter kommt da der erste Gang auf der anderen Tischseite daher: Die „Dreierlei Ziegenkäse-Crostini“ (6,90 Euro) sind mal pur mit Ziegenfrischkäse bestrichen, mal zusätzlich mit Lachs, mal mit Schinken belegt. Dazu gibt es - sehr passend - ebenfalls Rucola, dem eine kleine Vinaigrette nicht geschadet hätte. Die Früchte - Karambola-Scheibe, Physalis, Himbeere - harmonieren mit dem Fisch nicht ganz so gut. Doch man muss ja nicht alles aufessen, was auf dem Teller liegt - und kann sie auch als Dekoration verstehen.
Bei den Speisen in seinem Restaurant, das innen 65 und draußen 20 Plätze bietet, gehe es ihm vor allem um die Qualität der Zutaten und die Frische, sagt der 48-jährige Jens Liebezeit. Er ist bereits seit fast 25 Jahren in dem Hause tätig.
Sonderthemen je nach Saison im Mönchshof in Halle
So werden die Speisekarten regelmäßig auf den neuesten Stand der Saison gebracht, zusätzlich gibt es in der Gaststätte jeden Monat eine andere Spezialitätenkarte. Sehr praktisch für den Gast: Die Sonderthemen - von Lamm im April bis zum Wild im November - sind für das gesamte Jahr in der Karte vor Ort oder online bereits einsehbar. Jetzt, im Juli, gehören beispielsweise frische Waldpfifferlinge mit zum Programm.
Der Blick in die Karte verrät noch etwas anderes: Der Mönchshof ist ein geschichtsträchtiger Ort, was die Gastronomie angeht. Bereits im Jahr 1888 wurde das Gebäude als Hotel mit Trinkhalle errichtet. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte zwischenzeitlich die erste Spanische Weinhalle der Stadt hier ihren Platz. In den 30ern erwarb die Kulmbacher Brauerei Mönchshof das Haus und „der Gastraum entstand, wie er heute zum Großteil noch erhalten ist“, erzählt Restaurantmeister Liebezeit.
Berühmte Gäste wie Hans Dietrich Genscher und Richard von Weizäcker dinierten bereits im Mönchshof in Halle
Ende der 80er Jahre wurde die inzwischen baufällig gewordene Gaststätte von einer Familie Braunsdorf wieder hergerichtet, 2003 übernahm Jens Liebezeit. Viele Persönlichkeiten haben es sich hier bereits schmecken lassen, erzählt dieser: Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher war genauso schon da wie etwa auch der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker.
Für uns sollen es an diesem Abend Waldpfifferlinge sein. Also kommen - erneut ohne lange Wartezeit - die Filetstreifen mit Pfifferlingen (15,90 Euro) auf den Tisch. Schön dekoriert mit Kräuterstrauß. Das Filet ist gut gebraten, die Pilze in der würzigen, von Kräutern aromatisierten Sherry-Sahne-Soße machen den Unterschied. Dazu passt der 2007er Bordeaux sehr gut. Die selbst gemachten Mandelbällchen, mit knackiger Kruste und weichem Kern, ebenfalls.
Diese schmücken auch die Feinschmeckerplatte, die aus einem angenehm pfeffrigen Schweinemedaillon mit frisch-cremigen Rahm-Champignons sowie einem herrlich medium gebratenen Tournedo vom Rind und einem Stück vom knackig-jungen Blumenkohl besteht (14,90 Euro). Allein, der Kellner hätte vorab fragen können, ob es denn recht ist, das Rind rosa gebraten. Andererseits hatte er extra mit der Küche Rücksprache gehalten, um die Wahl zu erleichtern: Nein, die Hähnchen-Pfanne sei vielleicht eher nicht so gut geeignet für jemanden, der Gorgonzola nur in einer leichten Note mag.
Gutes Preis-Leistung-Verhältnis im Mönchshof in Halle
Auch, als in Sachen Nachtisch Unsicherheiten aufkommen - lieber die Baileys-Schoko-Mousse oder das Himbeer-Dessert? - gibt es einen präzisen Tipp: „Natürlich Himbeer!“ Stimmt, das passt viel besser zu einem warmen Sommerabend. Auch, dass man hier sehr flexibel ist, wie man es nicht in jedem Restaurant erwarten kann, fällt positiv auf. Der Mangoquark von der Mittags-Angebotskarte als einzelner Nachtisch? Natürlich, kein Problem! Gut, die Präsentation könnte kreativer sein: Der Quark wird einfach im kleinen Schälchen mit einigen Erdbeerscheiben belegt serviert.
Andererseits ist er mit gerade einmal 2,60 Euro berechnet auch wiederum ein Schnäppchen. Und, noch wichtiger: Er schmeckt gut - fruchtig, nicht sehr süß, mit leichter Vanille-Note. Wobei man im Mönchshof dafür keine Kunst-Aromen verwendet, sondern die echte Schote - wovon die vielen schwarzen Pünktchen zeugen.
Ein wahrer Augenschmaus ist die verspielt hergerichtete Himbeerkomposition (5,50 Euro) - und diese enttäuscht auch geschmacklich nicht. Das Eis schmilzt sahnig-fruchtig auf der Zunge, dazwischen knacken kleine Scheibchen von weißer Schokolade. Dazu gibt es viele Prachtexemplare von Himbeeren, eine frische, selbst gemachte Himbeersauce und einen großen Tupfen Sahne, die ebenfalls nicht aus der Konserve kommt. Ein Hochgenuss für Schlemmer-Fans! (mz)
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