Selbst Moritzburg überrascht Gustav Klimt in Halle: Wieso die Ausstellung in der Moritzburg alle Rekorde bricht

Halle (Saale) - Die Menschenschlange vor dem Kunstmuseum Moritzburg ist an diesem Samstagvormittag noch erträglich. Es ist 11.10 Uhr, draußen ist es zwar herbstlich frisch, aber sehr angenehm. Noch geht es für die Kunstbegeisterten, die sich die Ausstellung „Gustav Klimt“ ansehen möchten, in großen Schritten weiter.
„Ich stehe seit etwas mehr als fünf Minuten in der Schlange und es geht zügig weiter - ich sehe das als nichts Besonderes an“, so der junge Mann, der am Morgen mit einem ICE aus Berlin nach Halle gekommen ist, um sich die Werke des österreichischen Malers anzusehen. Von den längeren Wartezeiten habe er im Vorfeld gelesen, aber „sie bewahrheiten sich ja nicht“.
Gustav-Klimt-Ausstellung in Halle: Lange Warteschlangen sind jetzt Normalität
Die Schlange der Wartenden windet sich normalerweise bis zum Torbogen der Moritzburg, dort steht auch eine Hinweistafel. „Liebe Besucherinnen und Besucher, vom Tordurchgang bis zur Kasse im Foyer beträgt die Wartezeit in der Schlange zirka 45 bis 60 Minuten“, heißt es auf dem Schild.
Personen mit Handicap, vorangemeldete Besuchergruppen und Teilnehmer von Sonderveranstaltungen können sich direkt an der Kasse melden. In den Ausstellungsraum dürfen zeitgleich immer nur 150 Menschen, daher kommt die Wartezeit zustande. Die großen Menschenschlangen sind seit Beginn der „Gustav Klimt“-Ausstellung am 14. Oktober Normalität.
Ausstellung in Halle bricht Besucherrekorde: „Für Klimt wartet man doch sehr gerne“
Selbst unter der Woche kann es zu längeren Wartezeiten kommen. Kurz vor zwölf Uhr ist es dann soweit: Die Schlange zieht sich bis zu dem Hinweisschild am Torbogen. Was die Besucher vor der Moritzburg allerdings noch nicht wissen: Im Ausstellungsbereich, direkt vor der Klimt-Ausstellung, gibt es eine weitere Warteschlange, die nicht viel kürzer ist, als ihr Pendant vor der Tür. Für Assuntina Saleh aus Clausthal ist die Wartezeit nicht so wichtig. „Ich freue mich auf das Erlebnis - und für Klimt wartet man doch sehr gerne“, sagte die 56-Jährige, die mit einer Busreise-Gruppe nach Halle gekommen ist.
Die Wartezeit nutzt die Besucherin, um sich die Moritzburg genauer anzusehen. „Alleine die Burg ist den Besuch schon wert und drinnen wartet dann die Ausstellung“, so Saleh. Dass es auch Kritiken zur Sonderausstellung gibt, weil nur wenige Werke gezeigt werden, ist ihr bekannt. „Manchmal ist weniger aber auch mehr“, sagt Assuntina Saleh.
Klimt-Schau in Halle ist die einzige deutschlandweit
Laut Museum ist die Schau in der Saalestadt eine Sensation. Eine derart umfassende Präsentation außerhalb von Wien und New York, wo sich die größten Bestände von Klimts Werken befinden, lasse sich nur sehr schwer zusammentragen. Grund dafür ist die Fragilität der Werke und die besonderen Rahmenbedingungen der Ausleihe. Die Kunstliebhaber schätzen diesen Umstand anscheinend und strömen daher in Scharen zur Moritzburg.
„Ich bin mit der Ausstellung bislang voll und ganz zufrieden - das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass es so ein Erfolg wird“, sagt Museumsdirektor Thomas Bauer-Friedrich der MZ. Bislang, so schätzt der Direktor, hätten bis zu 20.000 Menschen die Klimt-Ausstellung besucht. „Dass wir diese Zahl nach gerade einmal drei Wochen erreicht haben, ist schon toll“, freut sich Bauer-Friedrich.
Gustav Klimt lockt auch Besucher aus dem Ausland nach Halle
Die Ausstellung würde sich weiterhin einem ungebrochenen Zuspruch erfreuen. „An einem Wochenendtag besuchen uns zwischen 1.300 und 1.400 Menschen“, sagt Thomas Bauer-Friedrich. Dabei würden die Besucher aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland kommen. Auf dem Parkplatz auf dem Friedemann-Bach-Platz, der sich direkt vor der Moritzburg befindet, sieht man Kennzeichen aus der gesamten Bundesrepublik. Am Wochenende hier einen Parkplatz zu finden, gleicht einem Lottogewinn.
Museum war auf so großen Ansturm nicht eingestellt - und bessert nach
Das Museum musste gleich nach Ausstellungsbeginn diverse Maßnahmen ergreifen, um den vielen Besuchern gerecht zu werden. „Unter anderem haben wir eine eigene Service-Telefonnummer geschaltet, die nur für die Klimt-Ausstellung gedacht ist“, so Bauer-Friedrich. Das Mitarbeiterteam wurde aufgestockt, die Aufsteller für die wartenden Menschen vor der Burg wurden erstellt und für das Museumscafé wurde ein neues Konzept erarbeitet.
„Das Café war auf einen solchen Ansturm nicht vorbereitet“, so Bauer-Friedrich. Daher steht nun auch ein Café-Zelt vor dem eigentlichen Café - dort können sich Wartende verpflegen. Außerdem wurden weitere Audioguides bestellt. Derzeit befindet sich der Museumschef in Verhandlungen, so dass eine weitere Auflage des Ausstellungskataloges erscheinen kann. Klimt ist - so viel ist sicher - ein wahrer Besuchermagnet. Und noch etwas ist sicher: Die Ausstellung kann laut Moritzburg nicht verlängert werden. Am 6. Januar 2019 ist definitiv Schluss. (mz)

