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Großraumbüros Großraumbüros und Corona: Warum Mitarbeiter von Callcentern kein Homeoffice machen

Von Tanja Goldbecher 31.03.2020, 09:15
Ein Telefon.
Ein Telefon. Marc Mülle/Symbol

Halle (Saale) - Ärzte, Krankenpfleger und Polizisten können sich in der Corona-Krise nicht ins Homeoffice zurückziehen. Aber auch Mitarbeiter in Callcentern müssen die Stellung halten. Laut AfD-Stadtrat René Schnabel haben sich Mitarbeiter der beiden Unternehmen Concentrix sowie S-Markt und Mehrwert über die Großraumbüros bei ihm beschwert. Er fordert zum Schutz der Angestellten, dass die Callcenter für einen gewissen Zeitraum geschlossen werden.

Beide Unternehmen erklären auf MZ-Nachfrage, warum die Arbeitsplätze nicht ins Homeoffice verlegt werden können und welche Maßnahmen sie bisher gegen die Ausbreitung der Krankheit unternommen haben.

Spezifische arbeitsorganisatorische und technische Voraussetzungen

„Der Umgang mit sehr persönlichen und sensiblen Daten im Bankgeschäft erfordert spezifische arbeitsorganisatorische und technische Voraussetzungen wie beispielsweise Zutritts- und Datenzugriffskontrollen, Sichtschutz oder räumliche Abgeschlossenheit des Arbeitsplatzes“, erklärt Thomas Henkel, Geschäftsführung der S-Markt und Mehrwert. Das Unternehmen gehört zur Sparkassen-Finanzgruppe. Die Mitarbeiter beraten Kunden am Telefon zu Bankgeschäften.

Dazu zählt laut Henkel zum Beispiel auch das Beantragen der KfW-Kredite, die Bund und Länder als Corona-Soforthilfe für kleinere und mittlere Unternehmen aufgesetzt haben. „Diese Tätigkeiten werden rund um die Uhr im Call-Center-Betrieb am Standort Halle von rund 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Schichtdienst erbracht - verteilt auf verschiedene Büroflächen und Stockwerke“, betont der Geschäftsführer.

„Wir können den direkten Mensch-zu-Mensch-Kontakt als Übertragungsweg ausschließen“

Da die Arbeit mit sensiblen Daten der Kunden nicht zu den Mitarbeitern nach Hause verlegt werden könne, habe seine Firma Maßnahmen vor Ort ergriffen. Demnach wird zwischen den Arbeitsplätzen jeweils ein Platz freigelassen und auf Hygieneregeln geachtet. „Wir können den direkten Mensch-zu-Mensch-Kontakt als Übertragungsweg ausschließen“, sagt Henkel. Kurzarbeit oder Entlassungen seien kein Thema, da die Dienstleistungen aktuell stark nachgefragt sind.

Die Firma Concentrix will in den kommenden Wochen mehr Mitarbeiter ins Home Office schicken. „Unsere IT-Teams arbeiten kontinuierlich und gemeinsam mit den Auftraggebern an den benötigten Voraussetzungen“, sagt Sprecherin Ruth Wester. Einige Mitarbeiter könnten dadurch bereits von zu Hause aus arbeiten. In den Büros würden zudem stärkere Hygiene- und Reinigungsmaßnahmen umgesetzt.

Auch der Gesundheitszustand der Angestellten werde regelmäßig geprüft. Mitarbeitern, bei denen der Verdacht besteht, dass sie krank sind oder sich nicht sicher sind, ob sie mit dem Virus infiziert sind, werden vorsorglich freigestellt. Die Frage, wie viele Mitarbeiter an dem halleschen Standort derzeit gemeinsam in einem Großraumbüro arbeiten, beantwortete die Sprecherin nicht. (mz)