Große Märkerstraße Große Märkerstraße: Stadtpalast vor Verfall gerettet
Halle/MZ. - Halle ist um ein architektonisches Kleinod reicher. Die aufwändige Sanierung des Renaissance-Stadtpalastes in der Großen Märkerstraße 21 / 22 in Nähe des Marktes ist nach rund 20 Jahren beendet. Der Hausherr, Landeskonservator Gotthard Voß, stellte am Donnerstag das über 450 Jahre alte so genannte Schleiermacher-Haus vor, das vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt nach und nach bezogen worden war. Eine Feier erinnerte zugleich an das 110-jährige Amtsjubiläum.
Sichtlich stolz führte Voß durch das lang gestreckte Gebäude mit den Zwillingsfenstern, das von 1561 bis 1563 wahrscheinlich von einem vermögenden Bauherrn errichtet wurde; darauf deutet unter anderem ein einst 30 Meter langer Saal mit bemalter Holzbalkendecke hin. "Ein Stück davon war unter einer Zwischendecke verborgen und ist original erhalten", so Voß.
Kaufleute oder Adlige, so wird vermutet, nutzten das Haus für Repräsentationszwecke, ehe 1680 der ein Franzose eine Ritterakademie für Söhne Adliger und reicher Bürger als Vorläufer der Uni einrichtete. Später wurde das Haus geteilt und von Professoren bewohnt, die in den großen Räumen auch Vorlesungen hielten. Beispielsweise der Theologe und Philosoph Schleiermacher. In seinem Arbeitszimmer mit Stuckdecke und Holzdielen sitzt nun der Landeskonservator. Beide Haushälften wurden oft umgebaut; in die Nummer 22 zog um 1800 eine Druckerei. Ab den 1970-er Jahren war das leer stehende Haus fast verfallen, als engagierte Denkmalpfleger noch vor der Wende mit der Sanierung begannen.
Seit 1991 wurde mit Mitteln aus dem Fonds Städtbaulicher Denkmalschutz an den wieder vereinten Häusern gearbeitet. Das Staatliche Hochbauamt versuchte, so viel originale Bausubstanz zu erhalten wie nur möglich. Das gilt auch für den Seitenflügel auf dem Hof, in dessen Mauern Bausubstanz aus dem zwölften bis 13. Jahrhundert verborgen war. Die Baukosten belaufen sich auf rund vier Millionen Euro. Platz ist für 33 Mitarbeiter des Landesamtes, zwölf sind am Alten Markt verblieben. Untergebracht sind zum Beispiel die Bibliothek und das Archiv.