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Große Brauhausstraße 16 in Halle Große Brauhausstraße 16 in Halle: Ein Baugerüst für die Ewigkeit

Von Michael Falgowski 18.02.2016, 12:28
Die Große Brauhausstraße 16 gehört zu den bekanntesten Wohnhäusern Halles: Bekannt ist sie als „Riesenhaus“, benannt nach den beiden großen Atlas-Portalfiguren aus dem Jahr 1697, die den Balkon tragen. Im Januar 2008 wurde dieses Portal eingerüstet.
Die Große Brauhausstraße 16 gehört zu den bekanntesten Wohnhäusern Halles: Bekannt ist sie als „Riesenhaus“, benannt nach den beiden großen Atlas-Portalfiguren aus dem Jahr 1697, die den Balkon tragen. Im Januar 2008 wurde dieses Portal eingerüstet. Silvio Kison

Halle (Saale) - Die Landsberger Gerüstbaufirma Prinzing hat am 30. Januar 2008 das barocke Portal des Riesenhauses eingerüstet. Heute, nach acht Jahren, steht dieses Gerüst an dem offensichtlich sanierungsbedürftigen Baudenkmal Große Brauhausstraße 16 noch immer. Damit dürfte es sich aktuell um das am längsten stehende Baugerüst der Stadt handeln. Zumindest ist es ein heißer Kandidat für diesen eher zweifelhaften Titel. Denn an welchem Gebäude sonst steht ein gemietetes Baugerüst unverrichteter Dinge schon länger als acht Jahre lang? Auch wenn die Überlassungsgebühr des Gerüstbauers - mit Dauerrabatt - nicht sehr hoch ausfallen dürfte, muss man sich das leisten können.

Den Auftrag zum Gerüstbau gab seinerzeit die Gebäudeverwaltung des halleschen Bauunternehmens Günter Papenburg. So sollten Passanten und Autos in der Toreinfahrt des Hauses vor eventuell herabfallenden Teilen geschützt werden. Und diese Funktion erfüllt die Konstruktion leider noch immer. Der Firma Papenburg gehört das geschichtsträchtige Haus auch heute noch. Genau wie die benachbarten Wohn- und Geschäftshäuser Große Brauhausstraße 15 und 17. Gemeinsam mit den auf der anderen Seite liegenden Gebäuden Waisenhausring 1a bis 2 - unter anderem mit der „Theatrale“ - bilden sie einen ganzen „Papenburg-Komplex“.

„An den Standorten planen wir derzeit Sanierungsmaßnahmen“, heißt es auf der Internetseite der Verwaltung. Schon seit Jahren wird dort für Gewerbeflächen geworben. Papenburg vermietet aber auch recht günstig die „Theatrale“ - etwa an Freie Theater, im Riesenhaus hat aber auch der Verein „Freunde der Stadtbibliothek“ mit seinem Bücherbasar ein Domizil gefunden.

1697 erbaut

Das ungewöhnlich prächtige Riesenhaus mit seinem seit acht Jahren eingerüsteten Portal gehört zu den bekanntesten Häusern Halles. Erbauen ließ es 1697 der Postmeister und Pädagoge Friedrich Mateweis. Der Mann beherrschte 14 Fremdsprachen und baute das staatliche Postwesen in und um Halle auf. Anatomieprofessor Phillipp Friedrich Theodor Meckel, bekannt durch seine anatomische Sammlung, wohnte später ebenfalls unter dieser Adresse. Sein Sohn Johann Friedrich Meckel, ebenfalls Mediziner, ließ 1806 für Kaiser Napoleon und 1813 für Napoleons Bruder Jerome, den König von Westfalen, die Gästebetten beziehen. Bereits 1803 hatte Prinz Heinrich von Preußen im Riesenhaus übernachtet.

Am Gebäude erinnert auch eine Tafel daran, dass der in Lochau geborene Karl Witte hier lange wohnte. Witte erhielt bereits mit 13 Jahren von der Gießener Universität den Ehrendoktor der Philosophie. Mit 17 Jahren wurde er in Heidelberg für Rechtswissenschaft habilitiert. 1833 kam er nach Halle, wo er an der Juristenfakultät fünf Jahrzehnte als Professor für Römisches Recht wirkte. (mz)

Hinweise, wo in Halle ein Baugerüst noch länger als acht Jahre steht, bitte per Mail an [email protected] oder per Telefon unter 0345/5654514