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Glücks-Hormone als Lohn beim Aufstieg zum Brocken

Von HEIDI POHLE 23.04.2010, 15:53

LANGENBOGEN/MZ. - Er ist schon ein echter Brocken, der Brocken, wenn man ihn zu Fuß erklimmt. Aber je öfter man es macht, umso besser geht es offenbar. Das kann eine Gruppe aus Langenbogen im Saalekreis bestätigen. Denn die Frauen und Männer nehmen den Gang auf den über 1 100 Meter hohen Berg mittlerweile zum vierten Mal in Angriff. Sie kennen sich aus dem Ortsverein, der sich für die Sanierung der Orgel der Dorfkirche eingesetzt hat. Waren es anfangs sieben Wanderer, sind es diesmal neun, die am Montag starten, wie Dr. Wolfgang Lässig erzählt. Der Chefarzt der Kinderklinik im Elisabeth-Krankenhaus möchte auf diese Tour nicht mehr verzichten: "Man erlebt und lernt viel dabei."

Geplant sind Etappen von jeweils rund 30 Kilometern, gelaufen wird mit Rucksack und bei jedem Wetter, und zwar immer auf anderen Pfaden. Damit alles klappt, sucht Volker Vogel nicht nur die Route aus. Der 66-jährige Langenbogener erkundet sie zuvor auch

selbst. Diesmal geht es von Halle über Seeburg, Helbra und Dankerode bis hinauf zum Brocken. Übernachtet wird in kleinen Hotels. Neu ist, dass die Filiale der Deutschen Bank Halle Kilometergeld zahlt - pro Wanderer und Kilometer 40 Cent. "Das Geld kommt dem Verein ,Wir helfen' zugute, wir hoffen, 500 Euro zu schaffen", erklärt Wolfgang Lässig. Die Wanderer sind zwischen 63 und 73 Jahre alt, einstige Kali-Arbeiter aus Teutschenthal sind ebenso dabei wie Akademiker. Es sei eine "wunderbare Gemeinschaft", schwärmt Wolfgang Lässig. "Ich hätte nicht geglaubt, wie gut man sich auf solch einer Tour unterhalten kann." Zudem lerne man so einiges aus der Lebenserfahrung der Wanderfreunde. Und man kriege "den Kopf phantastisch frei", weil man gemeinsam auch mal schweigen könne. Gemütlich seien die Runden am Abend bei einem Bier.

Fast hätte zur Gruppe noch ein Gast gehört. Doch Wolfgang Sinnemann, der aus Nordhausen stammt und schon Jahrzehnte in Kanada lebt, erhielt durch das Flugverbot keinen Platz mehr in einer Maschine nach Deutschland. Der 72-Jährige wäre frühestens am 1. Mai angekommen. "Dann sind wir schon wieder zu Hause", so Gerd Kramer aus Langenbogen, der mit ihm weitläufig verwandt ist. Natürlich haben sich alle gut auf die durchaus anspruchsvolle 120-Kilometer-Tour vorbereitet. Rudi Edel aus Teutschenthal zum Beispiel absolvierte an mehreren Tagen der Woche 20 bis 30 Trainings-Kilometer.

Freilich, Blasen gebe es immer mal. Und man verliere auch ein, zwei Pfund an Gewicht. Aber noch keiner habe deshalb aufgeben müssen, erzählt Wolfgang Lässig. Vielmehr setze die Anstrengung ungeahnte Glücks-Hormone frei. "Die Freude, etwas geschafft und sich auch mal gequält zu haben, ist danach doppelt so groß." Und man könne nachts gut schlafen.

Auf dem Brocken angekommen, genießt es die Gruppe, den Gipfel am Abend, wenn die Tagesgäste fort sind, für sich allein zu haben. Am anderen Tag, am 29. April, geht es dann mit der Bahn von Ilsenburg aus wieder zurück. Bei einem Treff einige Tage später wird der Brocken-Aufstieg ausgewertet. Auch das ist schon Tradition.