Investition abgelehnt Globus in Halle (Saale): Sachsen-Anhalt verbietet Umzug vom HEP in die Dieselstraße

Halle (Saale) - Muss Globus seine Umzugspläne für die Dieselstraße begraben? Es sieht so aus. Das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr in Sachsen-Anhalt bleibt bei seiner negativen Stellungnahme.
Und die Stadt darf sich nicht über das Votum des Landes hinwegsetzen, denn das Ministerium ist die vorgesetzte Behörde in der Raumordnung. „Die Entscheidung ist für das Projekt ein K.o.-Kriterium“, heißt es aus dem Ministerium. Allerdings würden Stadt und Globus noch Klagemöglichkeiten gegen das Land bleiben.
Bereits im Juni 2017 hatte das Ministerium im Rahmen des Beteiligungsverfahrens dem Vorhaben seine Zustimmung verwehrt. Die Stadt will den Flächennutzungsplan ändern und einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen.
Globus, noch der wichtigste Mieter im Halleschen Einkaufspark (HEP), will in der Dieselstraße eine Brache mit einem verwaisten Baumarkt reaktivieren, 35 Millionen Euro investieren und sich neu aufstellen. Ziel ist der Wandel zu einem produzierenden Händler. 9.860 Quadratmeter soll die Verkaufsfläche betragen, 9.260 Quadratmeter davon will Globus selbst nutzen.
Geplanter Globus-Markt: Ist der Standort in der Dieselstraße zu mächtig?
Gegen das Vorhaben läuft die Konkurrenz Sturm. Edeka und Kaufland haben eigene Gutachten erstellen lassen. Sie gehen von Umsetzeinbußen über zehn Prozent beispielsweise für die Händler in den Versorgungsbereichen Südstadt und der Vogelweide aus. Den HEP würde es richtig hart treffen - mit einem Umsatzeinbruch von über 50 Prozent.
„Wir sehen Verstöße gegen die Ziele im Landesentwicklungsplan“, sagt Ministeriumssprecher Peter Mennicke. So besage das Integrationsgebot, dass Vorhaben des großflächigen Einzelhandels - „und um ein solches handelt es sich hier“ - städtebaulich zu integrieren seien. Daran bestünden erhebliche Zweifel, weil „der Standort nicht im städtischen Einzelhandels- und Zentrenkonzept enthalten ist“.
Die Bedenken werden laut Ministerium von einem Gutachten bestätigt, das die Stadt in Auftrag gegen hat. Es widerlegt Aussagen, die wiederum ein Gutachten von Globus trifft, so das Ministerium. So hatte die Expertise einer Handelsberatungs-Firma Nahrungs- und Genussmittel sowie Drogerie und Tiernahrung in einer Sortimentgruppe zusammengefasst.
Das führte zu dem Ergebnis, dass (bis auf den HEP) keine signifikanten Beeinträchtigungen für andere zentrale Versorgungszentren entstehen würden. Als Grenzwert für Umsatzlenkungen gilt die Zehn-Prozent-Schwelle. „Der städtische Gutachter hat festgestellt, dass diese Annahmen nicht schlüssig sind“, sagt Mennicke.
Tatsächlich würden sich bei einer Neuansiedlung von Globus in der Dieselstraße relevante Einbußen von mehr als zehn Prozent für das Nebenzentrum Südstadt mit dem Magnetbetrieb Kaufland ergeben. Und nicht ausgeschlossen werden könne, dass das Nahversorgungszentrum in der Vogelweide gleichfalls höhere Umsatzrückgänge als zehn Prozent hinnehmen müsste. Edeka will hier einen neuen Markt bauen.
Was sind die Konsequenzen für Globus in Halle?
Unklar ist, was die Entscheidung des Landes für die Zukunft von Globus in Halle bedeutet. Die Stadt wertet alle eingereichten Stellungnahmen aus, nicht nur die des Ministeriums und will sich bis Ende 2018 positionieren. 2020 endet der Mietvertrag im HEP, Globus hat die Chance, das Mietverhältnis um fünf Jahre bis 2025 per Option zu verlängern.
Der HEP will das verhindern und langfristig Sicherheit. Das Oberverwaltungsgericht in Magdeburg befasst sich mit einer Kündigung des HEP, der Globus aufgefordert hatte, das Center zum 31.Dezember 2017 zu verlassen. In erster Instanz hatte der HEP Recht bekommen.
„Intern prüfen wir die Vielzahl der Stellungnahmen“, hatte René Klauer, Chef von Globus in Halle, erst vor wenigen Tagen gegenüber der MZ erklärt. Sollte Globus mit seinem Umzug scheitern und auch den Rechtsstreit verlieren, stehen 270 Arbeitsplätze auf der Kippe. Ein langfristiger Verbleib im HEP erscheint ausgeschlossen. Globus hatte betont, das neue Konzept in Bruckdorf nicht umsetzen zu können, „weil dort die Voraussetzungen nicht gegeben sind“.
Das plant Globus in der Zukunft
Der neue Markt, der in der Dieselstraße in Betrieb gehen soll, würde einen anderen Charakter als am jetzigen Standort im Halleschen Einkaufspark (HEP) bekommen. Globus will sich von einem SB-Markt zu einem Produzenten wandeln. So soll das Warenhaus eine eigene Metzgerei, eine Bäckerei und eine gastronomische Versorgung bekommen.
Die Produktion soll gläsern sein. Kunden können so alle Prozesse verfolgen. Die Mitarbeiterzahl würde von derzeit 270 auf 350 Beschäftigte wachsen. Ziel war es gewesen, Ende 2018 Baurecht zu erhalten, da auf dem Areal mit der Brache eines Baumarktes, 2014 geschlossen, viel zu tun ist.
So müsste die Fläche von Altlasten befreit werden. Globus selbst will 9 260 Quadratmeter selbst nutzen und 600 Quadratmeter externen Geschäften überlassen - so es doch noch zu einer Einigung kommt. (mz)
