Getränk aus dem 16. Jahrhundert Getränk aus dem 16. Jahrhundert: Was steckt hinter der Ur-Cola?

Halle (Saale) - Sie ist flüssig, braun und süß. Sie schmeckt sowohl Jungen als auch Alten – im Sommer mit Eiswürfeln gekühlt oder mit anderen Getränken gemischt. Kurzum: Sie steht für Lebensfreude und Genuss. Die Cola, längst gibt es sie nicht nur mehr als die weltberühmte Coca-Cola. Seit kurzem sorgt eine Neuheit für Furore: die Cola aus Wittenberg. Dahinter steht jedoch kein neues Konzept, sondern ein altes Rezept.
„Was haben die Leute eigentlich mit Schwefelsäure gemacht? Wozu verwendete man sie?“, diese Fragen stellte sich der Leiter der Restaurierungswerkstatt im Landesmuseum für Vorgeschichte, Christian-Heinrich Wunderlich. „Ich habe nach alchemistischer Literatur gesucht. Da stieß ich auf Valerius Cordus und seine Rezepturen.“
Valerius Cordu hat verschiedene Rezepte zur Verwendung von Schwefelsäure entwickelt
Der Botaniker und Chemiker, der in Wittenberg forschte, habe verschiedene Rezepte zur Verwendung von Schwefelsäure entwickelt. Darunter auch eine Coca-Cola-ähnliche Rezeptur, die bereits im Jahr 1561 posthum veröffentlicht worden sei. All die Jahre sei es in einem alten Sammelbuch über pharmazeutische und alchemistische Rezepturen versteckt gewesen, so Wunderlich.
Schwefelsäure spiele in dem Rezept eine wichtige Rolle, denn „zu technischen Zwecken wurde sie im 16. Jahrhundert nicht verwendet“, erklärt der 54-Jährige. Vielmehr sei sie zu medizinischen Zwecken eingesetzt worden, wie zum Beispiel als Mittel gegen Epilepsie.
Altes Cola-Rezept: Mit stark verdünnter Schwefelsäure, wird die Flüssigkeit angesäuert
Weitere Zutaten des jahrhundertealten Rezepts sind Süßholzsirup, der der bekannten Süßigkeit Lakritz ähnelt und für die braune Färbung verantwortlich sei, sowie eine Mischung ätherischer Öle. Mit stark verdünnter Schwefelsäure, werde die Flüssigkeit angesäuert. Im Getränk wirke sie ein bisschen „wie Zitronensaft“, sagt Wunderlich. Bei dem heutigen Coca-Cola-Rezept komme anstatt Schwefelsäure jedoch Phosphorsäure zum Einsatz. „Sie sorgt für den spritzigen, sauren Geschmack“, so Wunderlich.
Die von Cordus erfundene Mischung sollte aber nicht dem Genuss dienen, sondern als Arzneimittel gegen Blasen- und Nierensteine wirken. „Das geht aber gar nicht“, erklärt Wunderlich, „die Säure gelangt gar nicht bis dort hin. „In der Verdünnung bewirkt sie gar nicht viel.“
Altes Cola-Rezept: Getränk wurde vor langer Zeit als Tonikum eingesetzt
Der ähnliche Geschmack der alten Arznei-Cola, die mit ihrer leichten Fenchelnote „wie Cola mit ein paar Tropfen Ouzo“ schmecke, sei jedoch nicht die einzige Gemeinsamkeit. „Auch Coca Cola ist eine Apotheker-Erfindung. Insofern ist die Ähnlichkeit gar nicht so überraschend“, so der Archäo-Chemiker. Das Getränk sei vor langer Zeit als Tonikum eingesetzt worden – ein Stärkungsmittel gegen Müdigkeit, Kopfschmerzen und Depressionen. Damals sei der Arznei sogar Kokain beigefügt worden, erklärt Wunderlich. Dies ist aber seit 1914 verboten.
„Schwefelsäure war damals eine Chemikalie, die Aufsehen erregte“, sagt Wunderlich. Die Substanz sei auf der Haut stark ätzend und zersetze sogar durch ein paar Tropfen Papier. Die alte Rezeptur sei aber gesundheitlich unbedenklich. (mz)