Getötete Studentin Getötete Studentin in Dessau: 50 Tonnen Müll durchsucht: Polizei findet Kleidung und DNA-Spuren
Dessau - Den Ermittlern im Fall der getöteten Dessauer Studentin Yangjie Li könnte ein nächster wichtiger Fund gelungen sein: Nach Informationen der Mitteldeutschen Zeitung entdeckten Polizeibeamte bei der Durchsuchung von knapp 50 Tonnen Müll auch Kleidungsstücke, die womöglich der angehenden Architektin gehörten.
Außerdem wurde bei der Obduktion der 25-jährigen Chinesin Fremd-DNA gefunden. Eine erster Abgleich des Erbguts mit der Datenbank wird an diesem Freitag erwartet.
Li war am Mittwoch vergangener Woche vom Joggen nicht zurückgekehrt und am folgenden Freitag dann tot und nur spärlich bekleidet aufgefunden worden. Dutzende Bereitschaftspolizisten hatten daraufhin auch in der Abfallentsorgungsanlage „Kochstedter Kreisstraße“ gefahndet. In einer großen Halle wird dort der Hausmüll der Stadt zwischengelagert. Anschließend kommt er in die Verbrennungsanlage nach Magdeburg-Rothensee.
Suche auf dem „Scherbelberg“
Die Beamten suchten im Müll vor allem drei Dinge: Das Mobiltelefon der jungen Studentin, ihren Schlüssel und ihre Kleidung - insbesondere eine schwarze Trainingshose, die Li beim Laufen getragen haben soll. Ein Polizeisprecher bezeichnete die Ermittlungen auf der „Scherbelberg“ genannten Deponie als „Suche nach der Nadel im Heuhaufen“.
Die könnte nun aber erfolgreich gewesen sein. Allerdings ist derzeit noch nicht sicher, ob es sich bei den gefundenen Kleidungsstücken tatsächlich um die Sachen von Li handelt. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Polizei wollten sich am Donnerstag nicht dazu äußern.
„Es gibt keinen neuen Ermittlungsstand“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Anfang der Woche hatten die Behörden aus taktischen Gründen eine Nachrichtensperre verhängt. Die Polizeidirektion Ost kündigte nur an, dass in den kommenden Tagen flächendeckende Befragungen im Wohngebiet der Studentin stattfinden sollen. Auch chinesische Studenten werden weiterhin befragt. Bisher sind nach MZ-Informationen rund 50 Hinweise zu der Tat bei der Polizei eingegangen.
600 Gäste bei Trauerstunde
Unterdessen haben am Donnerstag rund 600 Trauernde Yangjie Li gedacht, darunter auch Vertreter der chinesischen Botschaft in Deutschland. Sie versammelten sich zu einer von der Hochschule Anhalt organisierten Trauerstunde auf dem Seminarplatz in Dessau. Viele hatten Blumen mitgebracht und trugen sich in das Kondolenzbuch ein.
Unter den Anwesenden waren viele der rund 800 chinesischen Studenten der Hochschule Anhalt. Deren Präsident, Dieter Orzessek, sagte während seiner Rede: „Wir stehen nicht nur fest zueinander, wenn es Erfolge gibt, sondern auch, wenn wir eine schreckliche Situation überwinden müssen.“ Dessaus Oberbürgermeister Peter Kuras (FDP) richtete einen Appell an die jungen Chinesen: „Bitte ziehen sie sich nicht zurück, nehmen sie weiter und noch mehr am Leben der Stadt teil.“
Dessau verstehe sich als Brücke zwischen Europa und Asien. Schon Dienstag werde eine hochrangige Wirtschaftsdelegation aus China erwartet. Laut der Hochschule Anhalt ist das Interesse von Ausländern, die in Dessau ein Studium beginnen wollen, trotz der Mordtat unvermindert groß. Alle Studenten aus China wollen ihr Studium fortsetzen. (mz)