Gesprächsstoff geht nicht aus

Halle/MZ. - Derzeit sind Anne Gebhardt und Eberhard Wolff ebenbürtige Schachgegner; mal gewinnt sie, mal er. Ob das so bleibt? Eine spannende Frage, denn Anne, die

17 Jahre alte Schülerin, hat gerade begonnen, sich mit dem königlichen Spiel zu beschäftigen. Und Eberhard Wolff, 84 Jahre alt und seit zwei Jahren im Seniorenheim Martha-Haus lebend, freut sich, nach langer Zeit endlich mal wieder Schach spielen zu können.

Kennen gelernt haben sich der Senior und die junge Frau über die Freiwilligen-Agentur, die Mitstreiter für das Projekt "beziehungsweise" suchte. Dabei betreuen Ehrenamtliche seit zwei Jahren pflegebedürftige ältere Menschen, deren Familien sich nicht um sie kümmern können. Dieses Projekt erhielt am Montag in Berlin einen Preis.

"beziehungsweise" war genau das Richtige für Anne, die sich ehrenamtlich betätigen wollte und gern mit alten Leuten zusammen ist. Sie weiß, wie einsam man im Alter sein kann: "Meine Oma lebte in einem weit entfernten Heim, wir konnten sie viel zu selten besuchen." Das habe ihr immer sehr Leid getan.

Nun kümmert sie sich um Eberhard Wolff, dessen Söhne nicht in Halle wohnen. Jeden Donnerstag ist sie bei ihm zu Gast. In dem Zimmer, das mit großen Bücherregalen eher einem Studierstübchen ähnelt, "ist es nicht schwer, Gesprächsstoff zu finden", wie der Senior sagt, der viele Jahre das hallesche Antiquariat leitete. Das Leben an sich, Politik, Bücher, - die Themen für lange Gespräche gehen neben dem Schachspiel nicht aus.

Zwei Zimmer weiter wohnt Marie-Luise Trauer. Ihr stattet Anne immer dienstags einen Besuch ab. Sehr zur Freude der 90-Jährigen, die in Halle keine Verwandten mehr hat. Wenn man zu viel allein sei, verlerne man ja fast das Reden, sagt die zierliche alte Dame, mit der Anne auch schon Spaziergänge unternommen hat. Wie Anne sagt, seien die Stunden im Martha-Haus für sie eine schöne Abwechslung zur Schule, für die ihr aber genügend Zeit bleibt - auch für ihren Freund.