Geschichte des halleschen Hauptbahnhofs Geschichte des halleschen Hauptbahnhofs: Ein "Ort der drei Bahnhöfe"

Halle (Saale) - Am 17. Juli 1840 erreichte die erste Dampflok die Saalestadt - ein historischer Moment. 50 Jahre später wurde der hallesche Bahnhof zum „Centralpersonenbahnhof“ ernannt - und Halles Eisenbahnzeitalter begann.
Dem vorausgegangen waren zunächst die Bestrebungen hallescher Großkaufleute Anfang des 19. Jahrhunderts, dem englischen Vorbild einer dampfbetriebenen Eisenbahn zu folgen und damit leistungsfähigere Transportwege für die steigende Anzahl an industriell hergestellten Produkten der vielen entstehenden Fabriken zu schaffen. So sollte bereits 1829 nach Vorstellungen des Unternehmers und Stadtrats Matthäus Ludwig Wucherer eine Strecke entweder von Halle ausgehen oder zumindest die Stadt Anschluss an eine Strecke bekommen.
Hauptbahnhof Halle: Offizieller Baustart war der 24. Januar 1838
Offizieller Baustart war der 24. Januar 1838, und bereits Ende Juni 1839 konnte der erste Streckenabschnitt der Magdeburg-Köthen-Halle-Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft über 15 Kilometer von Magdeburg bis Schönebeck in Betrieb genommen werden. Ein Jahr später war dann auch Halle am Schienennetz - und der Ruf nach einem Hauptbahnhof wurde laut.
Erste Entwürfe für den neuen „Centralbahnhof“ stammen aus dem Jahr 1887 und wurden von Friedrich Peltz und dem Regierungs-Baumeister Albert Niemann vorgelegt. Am 8. Oktober 1890 wurde der Personenbahnhof eröffnet. Viel Wert wurde damals auf komfortables Reisen gelegt. Zeugnis davon ist das „Fürstenzimmer“, das über eine Treppe mit reich verziertem Geländer vom Wartesaal zu erreichen war und über einen Vorraum, ein Nebenzimmer und einen eigenen Wasch- und Abortraum verfügte. Selbstverständlich blieb dieses den Reisenden des Hochadels vorbehalten.
Hauptbahnhof Halle: Kaiser Wilhelm II. war mit Gattin Auguste Viktoria zu Besuch
So zählte Seine Majestät Kaiser Friedrich III. (1833 bis 1888) mit seiner Entourage zu den regelmäßigen Gästen. Und am 6. September 1903 wurde der hallesche Hauptbahnhof gar zum Staatsbahnhof: Kaiser Wilhelm II. war mit Gattin Auguste Viktoria zu Besuch in der Stadt, und der Bahnhof wurde mit viel Aufwand geschmückt.
Dass der hallesche Bahnhof schon in früher Zeit zentraler Verkehrsknotenpunkt war, beweist eine Redensart um 1900. Da wurde er „Ort der drei Bahnhöfe“ genannt: Pferdedroschken, Straßenbahn und Eisenbahn kreuzten sich damals vor dem Hauptbahnhof.
Hauptbahnhof Halle wurde mehrfach umgebaut
Im Laufe der Jahrzehnte wurde „Halle/Saale Hauptbahnhof“ - so die übliche Durchsage bei Ankunft des Zuges - mehrfach umgebaut. Die 1967 eröffnete S-Bahn bekam ein eigenes Gleis samt Bahnsteig, und im gleichen Jahr erhielt die Fassade des Bahnhofs die typisch sozialistische Alu-Wellblech-Verkleidung, die glücklicherweise längst wieder Geschichte ist.
Gebaut wird indes bis heute am Bahnhof, dessen Empfangshalle 2002 auf Vordermann gebracht und mit vielen Geschäften ausgestattet wurde. 2015 wurde Jubiläum gefeiert: 125 Jahre Hauptbahnhof. Mit der Umsetzung des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit ist Halles Hauptbahnhof heute der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Sachsen-Anhalts. Seit der Freigabe der ICE-Schnellfahrstrecke Berlin-München Ende 2017 sind Reisende nun in zweieinhalb Stunden in München, in einer guten Stunde in Berlin oder in 35 Minuten in Erfurt. „In den ersten 100 Tagen haben wir über eine Million Reisende gezählt und 11.000 Tickets verkauft“, zieht Bahnhofsmanagerin Cornelia Kadatz Bilanz. 2020 sollen die Arbeiten an der Westseite beendet sein. Dann hat Halles Bahnhof wieder Geburtstag: Er wird 130. (mz)


