1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Genetischen Zwilling gefunden

Genetischen Zwilling gefunden

Von HEIDI POHLE 18.02.2009, 17:15

HALLE/MZ. - Leukämie überwunden hat. Leipold wünscht es ihm sehr. Auch wenn sich diese Wünsche an einen anonymen Adressaten richten. So wollen es nun mal die Bestimmungen; Spender und Empfänger dürfen nichts voneinander wissen, in den ersten Jahren jedenfalls.

Norbert Leipold, ein Urologe, der in Halle lebt und in Merseburg eine Facharzt-Praxis betreibt, war vor rund einem Jahr auf die Typisierungs-Aktion in Halle durch eine Kollegin aufmerksam geworden. Dr. Maud Richter, Urologin in der Poli Reil, hatte die Aktion unter dem Motto "Leben spenden - Leben empfangen, gegen Leukämie brauchen wir Sie" ins Leben gerufen. Und sofort viele Partner gefunden, die ihr halfen, zum Beispiel das Diakoniewerk sowie den Rotary Club Halle.

Wie sie erzählte, habe sie bei einem Besuch im Uni-Klinikum Kinder gesehen, die an Leukämie (Blutkrebs) erkrankt waren. Damals beschloss sie, etwas zu tun: "Die Übertragung von gesunden Stammzellen ist oft die einzige Überlebens-Chance für diese Patienten." So begann im Oktober 2005 eine große Typisierungs-Aktion, an der sich bis Ende 2008 über 400 Hallenser beteiligten. Sie ließen sich jeweils zehn Milliliter Blut abnehmen, das auf bestimmte Gewebemerkmale untersucht wurde. Nur etwa ein Prozent all jener, die sich typisieren lassen, so besagt die Statistik, werden tatsächlich Stammzellenspender - wie Norbert Leipold. Bei ihm habe sich recht schnell das Deutsche Stammzellen-Register in Dessau gemeldet, das Daten von Spendenwilligen erfasst, um sie mit denen von Kranken abzugleichen. Sein Blut wurde erneut getestet und er untersucht.

"Und dann stand fest - ich kann Stammzellen spenden", so Leipold. Er war damit der genetische Zwilling des Erkrankten, weil die Gewebemerkmale beider nahezu identisch waren. Damit die Zellen aus seinem Blut gefiltert werden konnten, musste er sich fünf Tage lang Spritzen geben. Das sei aber nur eine kleine Belastung gewesen wenn man bedenke, dass Stammzellen Leben retten können, so der 48-Jährige. Denn noch immer erkranken jedes Jahr bundesweit etwa 6 000 Menschen, auch Kinder, an Leukämie, Tendenz steigend.

Für seinen Einsatz erhielt Leipold am Mittwoch Blumen. Pfarrer Martin Herche, Propst der Evangelischen Propstei Halle-Naumburg, dankte dem Spender ebenso wie Maud Richter und Prof. Hans Lilie, Präsident des Rotary Clubs Halle. Der Club hatte alle Kosten getragen, pro Typisierung immerhin 50 Euro. Wie Maud Richter sagte, werde die Aktion fortgesetzt - mit hoffentlich ebenso großem Erfolg.

Wer sich typisieren lassen will, kann anrufen unter 0345 / 5 29 41 78.