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Geistergeschichten im Hexenkreis

Von Kornelia Privenau 29.10.2004, 19:39

Halle/MZ. - "Guck mal, ich habe einen großen Verband." Georg Jacobs hob den rechten Arm wie eine Trophäe. Er war in den Herbstferien von der Leiter gefallen. "Aber es ist nicht so schlimm", meinte der Erstklässler, und außerdem ist Julian Kupfernagel auch hingefallen, mit dem Fahrrad. Der Verband schien Georg nicht weiter zu behindern und die erste Lernwerkstatt rund um Halloween wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Klassenlehrerin Dorit Kambach hatte an diesem Morgen ganz schön zu schleppen - einen riesigen Kürbis. Die pädagogische Mitarbeiterin Antje Otto war ebenfalls tüchtig bepackt mit Bau- und Bastelutensilien für eine Ritterburg mit Gespenstern. Halloween. Trotz schaurig-schöner Beschäftigung solle bei dieser Lernwerkstatt das Lernen im Vordergrund stehen, meinte die Lehrerin. So gab es Aufgaben in allen Fächern zu lösen - Deutsch, Mathe, Werken, Schulgarten und Musik. Reihenfolge und Dauer bestimmten die Kinder.

Ali malt - stand auf dem Deutsch-Zettel als erste Zeile. Weitere kleine Sätze folgten. Auf einem anderen Blatt galt es, den Weg durch ein Labyrinth zu finden. Die Plastikhülsen von Überraschungseiern dienten als Buchstaben-Versteck, die Kinder sollten Wörter bilden. Lucas Mendlik verirrte sich nicht im Labyrinth, nach wenigen Augenblicken war der Weg markiert.

Lukas Franz Haack und sein Freund Lucas zählten auf ihren Blättern die Hexen, Kürbisse, Bonbons und Besen, schrieben die Zahlen auf. War eine Aufgabe erledigt, klebte jedes Kind ein Symbol hinter seinen Namen an der Tafel.

Zu Halloween, so erfuhren die Schüler, verkleiden sich Kinder als Gespenster und klingeln an den Häusern. Dann heißt es "süß oder sauer" - was soviel bedeutet wie: Entweder wir kriegen was zu naschen oder die Gespenster werden sich "fürchterlich rächen". Melissa Kim Petrasch hat Halloween in seinem Ursprungsland, den USA, erlebt, als sie dort eine Tante besuchte. "Ich zog auch ein Gespensterkostüm an und die amerikanischen Kinder nahmen mich mit auf ihre Tour", sagte Melissa.

Während die Schüler malten, schrieben, zählten oder mit Antje Otto an einer Ritterburg bastelten, mühten sich die "Kürbis-Kinder" mit Löffeln und bloßen Händen ab, den orangefarbenen Riesen auszuhöhlen und die Kerne zu gewinnen. "Die pflanzen wir im Schulgarten ein", waren sich Lisa Kallmeyer, Lucien Liebecke, Marc Möbus und Julius Friedrich einig. Es sei aber auch ganz lecker, sie mit Salz in der Pfanne zu rösten, meinte Pauline Köhler. Entschlossen griff Dorit Kambach zum scharfen Messer und schnitzte dem Kürbis ein Gesicht. Ins Innere kam eine Kerze - fertig war der Halloween-Geist, der der Überlieferung nach Jacques heißt und wegen einer Wette mit dem Teufel ein Wanderer zwischen Himmel und Hölle ist, die Erde einmal im Jahr heimsuchend.

Antje Otto erzählte mit leiser Stimme. Alle Kinder saßen im Schneidersitz um den leuchtenden Kürbis und lauschten. Die Erzählerin hatte für den Tanz der Moorhexe Reisigbesen, Hexenhut und -umhang gebastelt. Dass es auch ganz nette Gespenster gibt, erfuhren die Erstklässler von Mitschülerin Anne Langheim. Sie las aus "Gespenst, klein wie eine Teetasse" vor.