Geführte Motorradtouren: Geführte Motorradtouren: Hallenser wagt den Schritt in die Selbstständigkeit

Halle (Saale) - Noch stehen die Maschinen der meisten Motorradfahrer in Halle im Winterlager. Das Wetter lädt nicht gerade zu einer Tour in den Harz oder an die Ostsee ein. Bei Torsten Ludwig dreht sich trotzdem seit Wochen alles um die Zweiräder. Denn der passionierte Biker macht sich mit einem Geschäftsmodell selbstständig, das er bislang nur als Hobby betrieben hat: mit Motorradtouren, die von Halle aus starten.

Im Frühjahr 2017 hatte die MZ zum ersten Mal über den damals 42-Jährigen berichtet, der Touren in die weitere Umgebung von Halle plant und andere Motorradfahrer mitnimmt. Ob in den Harz oder nach Tschechien - für einen geringen Unkostenbeitrag von ein paar Euro waren die Fahrer mit dabei. Die Resonanz sei riesig gewesen, die Touren immer gut besucht und die Mund-zu-Mund-Propaganda groß.

„Aber nun war es Zeit für einen neuen Schritt“, sagte Ludwig jüngst bei der Präsentation seines Unternehmens. „Ich gründe ein nebenberufliches Gewerbe."

An den Unkostenbeiträgen habe er nichts verdient, sagt der Vater einer Tochter. Daher habe er sich lange mit dem Gedanken getragen, die Touren zu professionalisieren. Er ließ eine neue Website bauen, knüpfte Kontakte zu Partnern wie KTM in Osendorf und stellte Kostenanalysen auf. Dass Ludwig Betriebswirt ist, kam ihm dabei zu gute - genauso wie das Alleinstellungsmerkmal in der Region. „Mitbewerber wie mich gibt es nur in Dresden, Berlin und hinterm Harz.“

Wer auf seine bisherige Website geht, die unter dem Namen Motorradtouren-Halle lief, wird nun auf die neue Domain umgeleitet. Dass im neuen Namen Halle nicht mehr drinsteckt, sei kein Zufall. „Ich wollte weg vom regionalen Aspekt, denn die Regionalität ist nicht mehr gegeben“, so der heute 44-Jährige.

Die Tagestouren gehen zwar immer noch ins nahe Umland wie die Rudelsburg, das Fahrzeugmuseum Staßfurt oder die Rotkäppchen-Kellerei. Doch Ludwig hat inzwischen auch mehrtägige Reisen im Angebot, die die Teilnehmer weiter wegführen. Am 6. und 7. Juli geht es etwa an einem Wochenende in den Thüringer und einen Monat später in den Spreewald.

Auch Touren zum Gardasee und nach Kroatien sind dabei. Das Motto ist bei allen dasselbe: Teilnehmer sollen sich um nichts kümmern müssen. „Auf den längeren Touren habe ich Drei- oder Vier-Sterne-Hotels im Voraus gebucht, ich kümmere mich um Reservierungen, Maut und natürlich die Strecken“, sagte Ludwig.

Gerade die Routenplanung nehme viel Zeit in Anspruch, denn einfach eine Stadt in Kroatien ins Navi einzugeben, helfe nicht weiter. „Für die Kroatien-Tour habe ich einen Monat lang geplant, mir jede Straße angesehen bei Google-Maps und auf Youtube Videos angeschaut.“ So könnten sich die Teilnehmer fernab der Autobahnen darauf verlassen, die schönste, kurvenreichste und sicherste Route zu nehmen.

Apropos Sicherheit: Die stehe bei ihm an erster Stelle, sagte Ludwig. In seinem neuen, extra für die Firmengründung angeschafften KTM-Motorrad führt er stets einen Kfz-Verbandskasten mit. Schutzkleidung verlangte er von den Teilnehmern bereits, als er die Touren noch hobbymäßig veranstaltet hat. Die Reisen richten sich in erster Linie an erfahrene Biker - keine Raser und Draufgänger. Die will er noch immer nicht dabei haben. Was das Alter der Fahrer betrifft, sei er offen, sagte Ludwig. Viele seien über 40 Jahre alt. Sein Vater fahre mit 67 Jahren auch mit. Aber er habe auch kein Problem damit, erfahrene junge Fahrer mitzunehmen.

Die Preise für die Touren variieren stark: Tagesreisen starten bei knapp 15 Euro. Wenn Eintritt und Mittagessen inbegriffen sind, liegt Ludwig bei knapp 60 Euro. Kurzreisen liegen bei rund 140 Euro. Die Reise nach Kroatien kostet 1.149 Euro, beinhaltet auch die Übernachtungen und Mautgebühren.

Ludwig, der derzeit als Immobilienmanager bei einem Verkehrswegebau-Unternehmen angestellt ist, will noch nicht alles auf die Karte Motorradtouren setzen. Er werde nicht kündigen. In fünf Jahren könne er sich allerdings schon vorstellen, die Zweirad-Reisen hauptberuflich zu veranstalten, sollten die Hallenser dann noch immer so begeistert von seiner Idee sein. (mz)