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Gedenkandacht für die Helfer

Von Claudia Crodel 12.11.2004, 20:03

Halle/MZ. - Was vor zwanzig Jahren geschah, bewegt die evangelische Kirchengemeinde St. Laurentius noch heute. "Es hat die Gemeinde geprägt und zusammengeschweißt", sagt Kirchenälteste Hannelore Zippel. Der 16. November soll deshalb Anlass sein zum Erinnern, Gedenken und Danken. Am Montag werden der einstige Propst Karl Abel und Pfarrerin Maria Immisch eine Gedenkandacht halten.

Fassungslos standen einst Pfarrer, Christen und viele andere Hallenser vor den rauchenden Grundmauern. Doch bereits zwei Tage nach dem Brand, einem Sonntag, erhielt die Laurentiusgemeinde nicht nur den symbolischen Schlüssel vom Pfarrer der katholischen Heilig-Kreuz-Gemeinde, der ihr das Gastrecht in ihrer Kirche einräumte. An diesem Tag wurde bereits der Wille zum Wiederaufbau des Gotteshauses bekundet.

Nach wochenlanger Absperrung der Polizei wurde die Kirchenruine kurz vor Weihnachten wieder freigegeben. Am 22. Dezember begann der erste Arbeitseinsatz unter Leitung des Denkmalpflegers Gotthard Voß, der die Leitung des Wiederaufbaus übernahm. Weihnachten wurde in der Ruine gefeiert.

Schritt für Schritt erfolgte über Jahre hinweg der Neuaufbau der Kirche. Überwältigend waren die Hilfsangebote und Spenden aus Ost und West, auch viele Nichtchristen halfen mit.

Schnell sei klar gewesen, dass es Brandstiftung war, erinnert sich Joachim Hartmann, der damals im Gemeindekirchenrat aktiv war. Doch wer hatte Interesse, diese nahe dem Gefängnis "Roter Ochse" gelegene Kirche zu zerstören? "Es musste bedacht werden, dass im Jahr 1984 in Halle das Verhältnis zwischen Staat und Kirche ganz besonders belastet war", erinnert sich der damalige Superintendent Helmut Hartmann.

Neben dem Eifer des Wiederaufbaus und dem Optimismus, den die Gemeinde an den Tag legte, gab es aber immer wieder Verhöre von Gemeindemitgliedern bei der Staatssicherheit. Andreas Zirpel, der damals in die neunte Klasse ging und in der jungen Gemeinde aktiv war, erinnert sich genau: "Sie holten mich sogar aus dem Schulunterricht zum Verhör in den "Roten Ochsen" und ins Stasigebäude in Neustadt." Erst zwei Jahre nach der Tat war klar, dass der Orgelbauer, der kurz zuvor die Orgel restauriert hatte, mit der Brandstiftung den Diebstahl wertvoller Orgelteile vertuschen wollte.

Am Montag um 19.30 Uhr wird in einer Gedenkandacht allen Helfern der Wiederaufbaus der Kirche gedankt. Anschließend wird ein Film mit Bilddokumenten über den Aufbau gezeigt.