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Gebraucht, aber top Gebraucht, aber top: Wie sieht es in den Kleiderkammern in Halle aus?

Von Silvia Zöller 23.08.2020, 09:00
Emily Syska leitet die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes, die nun in der Südstadt zu finden ist.
Emily Syska leitet die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes, die nun in der Südstadt zu finden ist. Silvia Zöller

Halle (Saale) - Wer hochwertige Markenbekleidung sucht, der sollte ruhig mal beim Deutschen Roten Kreuz vorbeischauen: Mit etwas Glück findet man in der Kleiderkammer einen Designer-Anzug, Oberteile von bekannten Marken wie Esprit oder S.Oliver.

„Viele Spender bringen uns solche exklusive Ware, die für uns eher als Geschenk zu bezeichnen ist“, freut sich Emily Syska, Leiterin der Kleiderkammer. Mangel an Ware herrscht hier keinesfalls: „Es wird mehr gebracht als abgeholt.“

„Die Zahlen steigern sich seit Mai“

Rund 650 Besucher waren im abgelaufenen Monat in der Kleiderkammer, die seit Mai in der Kattowitzer Straße 2a in der Südstadt untergebracht ist. „Die Zahlen steigern sich seit Mai“, freut sich Emily Syska - aber noch nicht jeder kenne den neuen Standort.

„Ich würde mich freuen, wenn auch Bewohner aus der näheren Umgebung unser Angebot stärker wahrnahmen würden“, so die Leiterin. Das Besondere ist hier: Wer seine Bedürftigkeit nachweist, etwa durch einen Halle-Pass oder einen Hartz-IV-Bescheid, darf hier einmal im Monat acht bis zehn Kleiderstücke kostenlos mitnehmen.

Herrenkleidung in kleinen Größen gesucht

Wegen des Umzugs vom alten Standort in der Händelstraße hatte Emily Syska im Frühjahr darum gebeten, keine Kleidung mehr vorbeizubringen. Das, was die Hallenser in der Corona-Krise vermehrt aus ihren Kleiderschränken aussortiert haben, kam dann ab Mai jedoch wie erhofft in dem ehemaligen Fitnessstudio an, das zur Kleiderkammer umgebaut wurde. Bis auf Herrenkleidung in kleinen Größen: „Die wird stark nachgefragt, fehlt aber“, ruft Syska zu Spenden auf.

Gut gefüllt sind auch die Lager in der zweiten Kleiderkammer in Halle, die im Caritas-Sozialkaufhaus auf der Silberhöhe zu finden ist. „Während der coronabedingten Schließung des Sozialkaufhauses stand das Telefon nicht still. Aber wir durften ja nichts annehmen“, schildert Mitarbeiterin Sylke Freitag, die für die Textilabteilung zuständig ist.

„Sie bringen nicht nur Kleidung, sondern auch Lebensmittel, Spielzeug oder Technik“

Seit Mai ist wieder geöffnet - und ganz viele Spender bringen seitdem ihre Sachen vorbei. „Sie bringen nicht nur Kleidung, sondern auch Lebensmittel, Spielzeug oder Technik“, freut sich Heike Angelus, die das Sozialkaufhaus koordiniert. Wichtig sei, dass derzeit keine Herbst- und Winterware angenommen wird und die Kleidung gewaschen sein muss.

Der Andrang im Sozialkaufhaus ist nach wie vor groß: Bis zu 250 Menschen kommen pro Tag hierher, um gegen einen kleinen Obolus Lebensmittel oder Kleidung oder Möbel und Hausrat zu erwerben. So gibt es hier beispielsweise Kleider für einen Euro - und Kunden, die ihre Bedürftigkeit nachgewiesen haben, dürfen jeden Tag einkaufen.

„Aufgrund der Corona-Bestimmungen lassen wir die Kunden gestaffelt ein"

Freitags ist der Andrang am stärksten, dann bilden sich sogar oft lange Schlangen vor der Einrichtung. „Aufgrund der Corona-Bestimmungen lassen wir die Kunden gestaffelt ein. Je vier dürfen in den Lebensmittelbereich und je fünf in die anderen beiden“, erklärt Heike Angelus. Die Kunden hätten großes Verständnis dafür - auch dafür, dass man Gesichtsmasken tragen und auf den Mindestabstand achten muss.

Der große Zustrom bringt für das Sozialkaufhaus auch einen großen Bedarf an Freiwilligen mit sich. Die derzeit 20 Ehrenamtler, vier hauptberufliche sowie 16 Männer und Frauen in Maßnahmen, beziehungsweise im Bundesfreiwilligendienst, brauchen dringend Unterstützung. „Wer als Ehrenamtlicher hier helfen will, sollte kontinuierlich ein bis zweimal die Woche Zeit haben“, wünscht sich Heike Angelus. Die Einsätze beginnen um 8 Uhr.

Kleiderkammern in Halle

Nach dem Umzug ist die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes in der Kattowitzer Straße 2a, an der Ecke Böllberger Weg und Diesterwegstraße, zu finden. Geöffnet ist hier montags, mittwochs und donnerstags von 9 bis 15 Uhr sowie dienstags 9 bis 17 Uhr und Freitags von 8 bis 14 Uhr, jedoch nicht für die Ausgabe von Kleidung. Die Kleiderkammer ist unter 0345/291 78 50 erreichbar. Am 1. September von 9 bis 16 Uhr gibt es einen Flohmarkt, dessen Einnahmen den Sanitätszügen und dem Katastrophenschutz des DRK zugute kommen.

Das Caritas-Sozialkaufhaus ist in der Theodor-Weber-Straße 10 auf der Silberhöhe. Geöffnet ist montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr, freitags je nach Bedarf auch bis 13 Uhr. Vor Ort wird nach Prüfung der Bedürftigkeit eine Kundenkarte ausgestellt, mit der man jeden Tag einkaufen kann. Kontakt: Tel. 0345/44505303

››Kontakt für Interessierte am Ehrenamt im Caritas-Sozialkaufhaus Tel. 0345/44505300 (mz)

Sylke Freitag ist im Caritas-Sozialkaufhaus für die Bekleidung zuständig.
Sylke Freitag ist im Caritas-Sozialkaufhaus für die Bekleidung zuständig.
Silvia Zöller