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Gaststätten-Serie Gaststätten-Serie: Zeche mit Sargdeckel bezahlt

28.09.2001, 18:44

Halle/MZ/eik - Im Jahre 1994 war es, als der "Sensenmann" heftig an die Tür des Wirtshauses "Sargdeckel" klopfte. Lange hatten sich Wirt und Stammgäste gewehrt. Vergeblich. Die beliebte, traditionsreiche Kneipe von 1832 musste einem Neubau weichen.

Doch im Neubau fand auch der "Sargdeckel" wieder Platz. Und als der 54-jährige Uwe Lies 1997 das Kommando über die Zapfhähne der neu eröffneten Kneipe übernahm, gelang ihm Erstaunliches: Mit erhalten gebliebenen Möbeln und in Anlehnung an das Original gab er dem Gasthaus viel von seiner ursprünglichen Atmosphäre zurück.

Überleben konnten so auch zahlreiche Geschichten. Beispielsweise, wie das Lokal zu seinem Namen kam: Ein hallescher Sargtischler soll Anfang des vergangenen Jahrhunderts seine Zeche in Form eines Sargdeckels beglichen haben, der fortan über dem Tresen hing. Oder was man sich noch heute über den Altwirt Roli Valerius erzählt. "Undisziplinierten Gästen soll er stets seinen halbabgesägten Daumen entgegen gestreckt haben. Für die war dann Ausschankschluss", so Lies. Ebenso schlecht erging es übrigens Zigarren- und Pfeifenrauchern. "Das war streng untersagt."

So rigoros geht es heute freilich nicht mehr zu. Dennoch hofft Uwe Lies, dass der "Sargdeckel" noch lange das bleibt, was er immer war: "Ein Refugium für genervte Ehemänner, streitsüchtige Professoren, eifersüchtige Schauspieler oder Möchtegern-Revoluzzer, die bierselig die Welt verändern wollen."