Ganz in Familie - Firmen mit Tradition Ganz in Familie - Firmen mit Tradition: Tabakpflanzen im Pflichtprogramm
Halle/MZ. - Die Liebe zu den Blumen und zu ihrem Beruf hat Kathrin Nawrat bereits in die Wiege gelegt bekommen. Und das nicht nur, weil ihre Mutter Floristin ist. Die Familientradition geht weit über ein Jahrhundert zurück. Christine Nawrats Ururgroßvater, August Robert Zeising, war es, der 1877 aus Brehna nach Halle zog und in der Reilstraße 29 den Gartenbaubetrieb Zeising gründete. Zu dem Betrieb gehörte nicht nur dieses Grundstück. Auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der Fläche, auf der heute der Reilshof steht, waren Beete für Blumen und Gemüsepflanzen angelegt.
Die Zeisings hatten selbst Pferde. Die alten Stallungen stehen heute noch. Mit dem Pferdewagen voller Lohrbeerbäumchen und Blumenschmuck fuhr Willi Zeising, Christine Nawrats Großvater, zu Sälen und zum Theater, um diese für Festlichkeiten auszustatten.
Heute gibt es in der Reilstraße 29 noch immer den Blumenladen von Christine Nawrat, in dem nicht nur die Tochter Kathrin, sondern auch der 28-jährige Sohn Jörg - ebenfalls ein ausgebildeter Florist - mitarbeitet. Kathrin Nawrat, die bereits ihre Meisterprüfung abgelegt hat, soll einmal das Geschäft von der Mutter übernehmen.
Auf dem 4 000 Quadratmeter großen Gelände hinter dem Haus wurde bis in die 80er Jahre selbst angebaut. "Nicht immer konnte man das so betreiben, wie man wollte", erzählt Christine Nawrat. "Nach dem Krieg beispielsweise gab es strenge Vorschriften. Eine bestimmte Fläche musste mit Tabak bepflanzt werden." Heute seien die Produktionskosten zu hoch, um selbst anzubauen.
Zu DDR-Zeiten hatten die Floristen-Familie mit der Mangelwirtschaft zu kämpfen. "Man bekam nur begrenzt Blumentöpfe und Pflanzenfolien", nennt Christine Nawrat Beispiele. "Trotz schwieriger Zeiten, die irgendwie jede Generation hatte, gelang es uns, den Betrieb bis heute zu halten. Wir wollen stets ein attraktives Angebot an Blumen und Floristik für alle Anlässe bieten." Das Geschäft mit den Blumen sei heutzutage sehr saisonabhängig. Einträgliche Zeiten wie von Totensonntag bis Weihnachten, um den Valentins- und den Muttertag herum würden von Durststrecken wie den Sommermonaten abgelöst. "Es gibt Familien, da haben schon mehrere Generationen ihren Brautstrauß von uns bezogen", sagt Kathrin Nawrat. Nur Grabpflege betreibt die Familie Nawrat nicht. "Man muss sich auf eine Sache konzentrieren, sonst verliert die Arbeit an Qualität", begründet die junge Floristmeisterin.